Kaffee heute
Heute zählt Kaffee zu den meistkonsumierten Getränken der Welt. Wer mit dem Aufkommen des „Kaffee zum Mitnehmen“ eine Geschmacksvereinheitlichung befürchtete, der wurde enttäuscht. Vielmehr passte sich der Kaffeegenuss den Gewohnheiten, Vorlieben und dem Alter seiner Konsumenten an. Ob zu Hause oder auswärts getrunken – die Art, Kaffee zu geniessen, wird ständig mit neuen Geschmacksrichtungen weiterentwickelt.
Angst vor der Standardisierung
Die Art des Kaffeekonsums hat sich seit einigen Jahrzehnten beträchtlich verändert. Seit den 1960er Jahren zog löslicher Kaffee in viele Haushalte ein. Dann bevölkerten Getränkeautomaten Bahnhöfe, Flughäfen und den Arbeitsplatz. Das Aufkommen des Fast Food in den 1980er Jahren brachte den Kaffee im Wegwerfbecher zum Mitnehmen mit sich. Der festliche und gesellige Aspekt, der lange Zeit mit dem Kaffeegenuss am festen Ort verbunden war, verschwand zugunsten eines individuellen Kaffeekonsums unterwegs. Damit einher ging die Furcht vor einem uniformen, standardisierten und langweiligen Kaffeegeschmack.
Angesichts der Verbraucherreaktionen wurden schnell Anpassungen vorgenommen, um den unterschiedlichen Geschmäckern in verschiedenen Ländern Rechnung zu tragen. So boten die ersten Getränkeautomaten in Dänemark, wo man traditionell leichten Kaffee mag, das Getränk auf Basis von löslichem Kaffee an. Das stiess in Italien, wo man den Kaffee stärker trinkt, auf wenig Gegenliebe. Um den Gewohnheiten der Länder Südeuropas zu entsprechen, entwarfen die Hersteller einen Getränkeautomaten mit integrierter Kaffeemühle und metallenem Filtereinsatz (Perkolator).
Auf der Suche nach neuen Aromen
Ganz allgemein lässt sich sagen, dass der Konsument heute - ob zu Hause oder auswärts - neue Geschmacksrichtungen entdecken kann. Dazu mischen die Kaffeeproduzenten beispielsweise Kaffeesorten und -bohnen unterschiedlicher Herkunft - wie verschiedene Traubensorten beim Wein. Auf Bohnenröstung legen sie dabei besonderen Wert. So sollen neue Geschmackserlebnisse kreiert und neue Emotionen geweckt werden.
Auch im Blick auf Cafés und Kaffeehäuser tauchte ein neuer Trend auf, dessen prominentester Vertreter Starbucks ist. Diese US-amerikanische Kaffee-Kette liess sich 1998 in Europa nieder und eröffnete Cafés als Treffpunkte für junge Leute, die bis dahin andere Getränke bevorzugt und sich dem eher bitteren Kaffee verweigert hatten. Ihnen bietet Starbucks eine riesige Auswahl an Kaffee - vom klassischen Espresso bis hin zum aromatisierten oder gewürzten Café Latte je nach Jahreszeit, Festkalender und Land. McDonald‘s folgte mit dem McCafé, das mehrere Sorten Kaffee und „Lounge“-Charakter bietet, diesem Trend
Jedem seinen Kaffee
Der grösste Anteil am Kaffeekonsum findet heute zu Hause statt. Neben dem löslichen Kaffee und der traditionellen Filter-Kaffeemaschine ermöglichen Kaffeevollautomaten eine schnelle, individuelle Zubereitung je nach Lust und Laune. Die von Nestlé eingeführten Maschinen mit Kapseln sind noch einfacher in der Benutzung und haben den Kaffeegenuss verändert. Dank der unterschiedlich gefärbten Kapseln, kann jeder vielfältige Geschmackrichtungen entdecken.
Ein origineller Kaffee
Wer Neues liebt, findet seit einigen Jahren im hochpreisigen Segment einen in seiner Art einzigartigen und jedenfalls erstaunlichen Kaffee. Es handelt sich um den Kopi Iuwak, der in Indonesien produziert wird. Dieser Kaffee wird in den Exkrementen der Zibetkatze geerntet (einem Säugetier aus Südost-Asien). Sie hat die Angewohnheit, Kaffeekirschen zu fressen, kann sie aber nur teilweise verdauen. Die Bohnen werden aufgesammelt, gewaschen und geröstet. Dank der Passage durch den Verdauungstrakt verliert der Kaffee seine Bitterkeit und erhält dadurch wohl sein einzigartiges Aroma. Kaffee hält definitiv einige Überraschungen für uns bereit!
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