Kaffee in Ӓthiopien
Kaffee steht in Ӓthiopien im Mittelpunkt eines Rituals, bei dem man gesellig zusammenkommt. Von der Vorbereitung des Bodens bis zum Trinken - jeder Handgriff und jeder Schritt sind genau vorgegeben.
Ein Moment der Geselligkeit
Es gibt in Äthiopien eine Kaffeezeremonie, die bei Festen und als Zeichen der Gastfreundschaft abgehalten wird. Dennoch: Auch wenn der Kaffeebaum aus diesem Land stammt, so hat sich der Konsum von Kaffee erst langsam verbreitet. Jahrhundertelang wurde er vor allem in muslimischen und nicht christlich geprägten Gesellschaften getrunken. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts, während sich der neue Staat bildete, wurde der Kaffee auch in Äthiopien zur Gewohnheit von allen und - wie ein Bindeglied zwischen den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen - überall im ganzen Land getrunken. Bei der äthiopischen Kaffeezeremonie versammelt man sich und geniesst einen besonderen Augenblick der Geselligkeit und des Austauschs.
Das Ritual
Der Ablauf der Zeremonie unterliegt strengen Regeln und dauert etwa eine Stunde. Erst wenn der Boden mit Blättern bedeckt ist, werden in einer Schale Weihrauch verbrannt und anschliessend die Utensilien sowie das Holzkohlebecken herbeigebracht. Die Kaffeebohnen werden vor Ort geröstet und die Gäste inhalieren ihren Duft. Erst danach werden die Bohnen in einem Mörser zermahlen. Das Kaffeemehl wird mit Wasser gemischt und einige Minuten in einem Tongefäss, der Jebena, gekocht. Anschliessend muss das Gemisch ziehen. Der Kaffee wird mit Zucker, manchmal mit Gewürzen wie Kardamom, Ingwer, Piment oder Zimt getrunken. Er wird drei Mal ausgeschenkt: Nach jedem Ausschenken wird Wasser hinzugefügt, sodass er immer milder wird. Vor dem Trinken segnet jeder Gast den Kaffee entsprechend seiner Religion.
Die Zeremonie der Beduinen
Die Beduinen in Nordafrika, Arabien oder Palästina haben eine Zeremonie mit denselben Zubereitungsschritten und ebenfalls dreimaligem Ausschenken, die der äthiopischen stark ähnelt. Dem Mahlen der Bohnen im Mörser kommt hier jedoch besondere Bedeutung zu. Es handelt sich darum, dabei unterschiedliche Töne und Rhythmen zu erzeugen, indem man auf den Boden oder die Seitenwände des Mörsers schlägt. Mit dieser Musik kann man zudem Nachbarn und Freunde einladen.
STELLA, Alain, 1996. Le livre du café. Paris : Flammarion.
BLANC, Jean-Pierre, 2013. Voyages aux pays du café. Paris : Éditions Eric Bonnier.
FICQUET, Eloi, 2004. Le rituel du café, contribution musulmane à l’identité nationale éthiopienne. O Islâo na Africa Subsariana [en ligne]. 2004. pp.159-165. Porto : Édition Gonçalves. [Consulté le 08 octobre 2015]. Disponible à l’adresse : http://ler.letras.up.pt