Küchenutensilien
Über Jahrtausende wurden Nahrungsmittel am offenen Feuer gegart. Seit Ende des 18. Jhs. verändert die industrielle Revolution alle Lebensbereiche - so auch die Küche. Allmählich lösen Gas und Elektrizität das Feuer ab; heute sind Mikrowelle und Induktionsherd auf dem Vormarsch. Technischer Fortschritt entwickelt neue Utensilien. Dies gilt besonders für die Molekularküche, die wesentlich von solchen Erfindungen lebt.
Küchengeräte im Zeitenwandel
Jahrtausende lang wurden Nahrungsmittel auf offenem Feuer gegart. Im mittelalterlichen Europa kochte man auf dem Land in einfachen Bauernhäusern im Hauptwohnraum. Die Feuerstelle befand sich unmittelbar auf dem gestampften Erdboden, der Rauch zog durch eine Dachöffnung ab. Lediglich die Behausungen wohlhabender Personen verfügten über einen gesonderten Raum zur Speisezubereitung. Zu seiner Ausstattung gehörten ein Kamin und manchmal ein Ofen. Die Bildtafeln des Kochbuchs Opera von Bartolomeo Scappi (†1577) sind gute Quellen für den Küchenbetrieb des 16. Jhs. in einer grossen Wohnung. Deren Küchen besassen gemauerte Feuerstellen, fliessend Wasser über dem Spülbecken, hochliegende Kamine und mechanisch angetriebene Drehspiesse.
Bereits Ende des 18. Jhs. formte die industrielle Revolution die Kochpraxis durch die Einführung des Kohleofens, anschliessend des Gas- und schliesslich des Elektroherds um. Diese Geräte erleichterten den Köchen die Arbeit.
Die hierarchische Organisation der Küchenarbeit entwickelte sich im 17. und 18. Jh. in den Haushalten der Eliten. Anfang des 20. Jhs. reformierte der französische Koch Auguste Escoffier die Arbeitsweise, indem er die Aufgaben des Küchenpersonals umstrukturierte. Sein 1907 veröffentlichtes Werk Ma Cuisine legte das Fundament der modernen französischen Kochkunst.
Zur selben Zeit verbreiteten sich neue technische Errungenschaften. 1923 wurde die Pariser Haushaltsmesse gegründet, um bei der Bevölkerung für moderne Haushaltsgeräte, z.B. die Nutzung des Gasherdes und - ab 1930 - des Elektroherdes, zu werben. In der zweiten Jahrhunderthälfte kamen Mikrowellenherd und Induktionskochfelder hinzu. Kühlschränke zogen in den 1950er Jahren in die Küchen ein
Ein Quantensprung in der Küchenplanung
Einfache Leute nutzten vor der industriellen Revolution auf ihrer Feuerstelle nur wenige Küchengeräte. Töpfe und Kessel hingen auf der Kesselstange, eiserne Dreifüsse stützten Tontöpfe. Nur Wohlhabende besassen Grills und Spiesse.
Über Jahrhunderte dienten Tranchierbretter, Abtropfsiebe, Schneebesen sowie Koch- und Schaumlöffel zum Abseihen und Abtropfen; Mörser und Stössel waren Grundutensilien, die sich nur im Material veränderten. Einige Geräte wie die Zuckerreibe gibt es heute nicht mehr, andere, wie der Schneebesen, entwickelten sich dank neuer Techniken weiter.
Ende des 19. Jhs. kamen mechanische Geräte zum Schneiden, Schälen, Entkernen, Reiben sowie eine Menge kleiner, weiter ausgefeilter Werkzeuge wie der Sparschäler auf den Markt.
In den 1930er Jahren erhielten die Haushalte allmählich Elektrizität, die strombetriebene Geräte in die Küche einziehen liess.
Produktion und Weiterentwicklung einiger Küchenutensilien
Der Pinsel aus einem Seidenhaarbüschel diente früher zum Bestreichen von Fleisch oder Gebäck. Heute wird er aus grellfarbigem Silikon hergestellt.
Ebenso lang wird der Schneebesen zum Verrühren von Zutaten oder zum Aufschlagen von Speisen verwendet. Die ersten Vertreter waren einfache Bündel aus oben zusammengebundenen Zweigen. Heute findet man mechanische Schneebesen, elektrisch angetriebene Handrührgeräte und Mixer in jeder Küche.
Andere Gerätschaften wie Zestenschaber, Mehlsieb, Eierschneider oder Messbehälter erneuern sich ständig. Das Prinzip bleibt dasselbe; sie werden jedoch leistungsstärker und handlicher.
Lebensmittelspritzen und -pipetten, gasgetriebene Emulgiermaschinen und Silikonschläuche sind die neuen Werkzeuge der Molekularküche.
SCHÄRER, Martin R et RABOUD-SCHÜLE, Isabelle, 1995. Histoires d’objets. Vevey : Nestec S.A.
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