Wunderbare Weihnachtsbräuche
Weihnachten ist das Fest des Teilens schlechthin und wird in jedem Land der Erde auf ganz eigene Weise begangen – mit traditionellen und mitunter erstaunlichen Bräuchen, die mit diesem christlichen Fest verbunden sind.
Wenn an Heiligabend das landestypische Festmahl auf dem Tisch steht, glaubt man möglicherweise, der weihnachtlichen Tradition Genüge getan zu haben. Dabei ignoriert man allerdings, dass die Weihnachtstafel mit den verschiedensten Gerichten gedeckt sein kann – je nach dem, in welchem Erdteil man sich befindet: in Lateinamerika, auf den Antillen, in Nord- oder Südeuropa, in Asien oder Australien. Und neben den vielen weihnachtlichen Köstlichkeiten, an denen wir uns unter dem Tannenbaum erfreuen, gibt es noch zahlreiche Bräuche, die nicht selten überraschen. Natürlich stehen die Feierlichkeiten in Verbindung mit dem christlichen Glauben, der sich nahezu überall auf der Erde ausgebreitet hat. Zum Teil sind die Bräuche aber auch heidnischen Ursprungs. So begingen die Römer bereits vor dem Zeitalter des Christentums im Winter das Fest des Saturn. Begeben Sie sich also mit uns auf eine kleine Reise durch die weihnachtlichen Sitten und Bräuche in aller Welt.
Nordeuropa
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In Grönland geniesst man an Heiligabend den Speck des arktischen Narwals. Zu dieser Delikatesse wird Meersalz und Roggenbrot gereicht. Die Bedienung übernehmen die Herren der Schöpfung.
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In Island lässt man sich Schneehuhn zu Heiligabend schmecken, am 25. Dezember hingegen fällt die Wahl seit jeher auf geräuchertes Lamm. Der Legende nach steigen dreizehn Tage vor dem Weihnachtsfest dreizehn Wichtel aus den Bergen hinab in die Dörfer und Städte, um Geschenke in die Schuhe der Kinder zu legen.
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In Schweden ist marinierter Fisch ein Muss, ebenso der Reispudding, in dem eine Mandel versteckt wird. Handelt es sich um eine süsse Mandel, wird derjenige, der sie findet, in Kürze heiraten. Ist sie hingegen bitter, bleibt der Finder alleinstehend. Die Schweden erfreuen sich auch an einem Schinken, der erst gepökelt und anschliessend gekocht und gebraten wird. Ausserdem wird ein Auflauf aus Kartoffeln und Sardellen serviert, der als Janssons Versuchung bezeichnet wird.
Westeuropa
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In England darf zu Weihnachten eines auf gar keinen Fall fehlen: der Christmas Pudding, der bereits mehrere Wochen im Voraus zubereitet wird. Jedes Familienmitglied muss die Köstlichkeit bei der Zubereitung einmal umrühren. Im Christmas Pudding wird ein Geldstück versteckt, das dem Finder Glück bringen soll.
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In Irland stellt man nach alter Tradition an Heiligabend Milch und Brot vor die Tür, die in dieser besonderen Nacht nicht verschlossen ist – als Zeichen der Gastfreundschaft gegenüber Maria und Josef oder sonstigen Reisenden, die sich unterwegs ausruhen möchten. Jede Familie bereitet Kümmelkekse und drei verschiedene Sorten von Christmas Pudding zu, die jeweils am Weihnachtstag, zu Neujahr und am Dreikönigstag gegessen werden.
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In Deutschland beginnen die Vorbereitungen für das Fest traditionell am 6. Dezember. Auf dem Programm in den Tagen vor Weihnachten stehen die Zubereitung von Lebkuchen und Gebäck sowie der Kauf von Weihnachtsdekoration. Nicht wenige Familien schmücken ihr trautes Heim gleich mit mehreren Weihnachtsbäumen. "Das traditionelle Weihnachtsgebäck ist der Christstollen. Dieser stammt ursprünglich aus Dresden und hat die Form eines länglichen Brotes. Er ist reich an kandierten Früchten, Rosinen, Gewürzen, Rum und Marzipan und wird mit Puderzucker bestreut. Die Form des Gebäcks ist seit dem Mittelalter unverändert und symbolisiert das in Windeln gewickelte Christuskind"1.
Südeuropa
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In Italien hat der grosse Star des Weihnachtsfestes seinen Auftritt erst nach dem 25. Dezember. Es handelt sich um Befana, eine alte Hexe, die auf ihrem Besen über die Häuser fliegt. Sie zieht bis zum Dreikönigsfest durch die Lande und verteilt dann Geschenke an die Kinder. Die weihnachtliche Speise schlechthin ist in Italien der berühmte Panettone. Er kann mit Creme gefüllt, mit verschiedenen Saucen übergossen oder mit Schokolade überzogen sein. Ein weiterer, seit über hundert Jahren sehr beliebter Kuchen ist der Pandoro, der ursprünglich aus Verona stammt1.
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In Spanien wird der Abend des 24. Dezember als Nochebuena (gute Nacht) mit einem gemeinsamen Festessen im Kreise der Familie begangen. Die kulinarische Tradition variiert zwar von Provinz zu Provinz, aber serviert wird fast immer Lammbraten, Truthahn und Meeresfrüchte1. Eine typisch weihnachtliche Süssigkeit in Spanien ist der Turron, eine Art türkischer Honig. Die Kinder erwarten am 6. Januar Besuch von den heiligen drei Königen, die Geschenke bringen und zum Dank und als Stärkung für unterwegs Wein und Kekse und für ihre Pferde Äpfel erhalten.
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In Zypern wird in den vierzig Tagen vor Weihnachten auf den Genuss von Fleisch verzichtet, um den Geist für die Ankunft des Herrn vorzubereiten. Am 24. Dezember wird auf dem Dorfplatz ein Schwein geschlachtet. Dieses wird abends zum Essen serviert, nach einer traditionellen Suppe mit Klösschen aus Ei und Reis. In manchen Familien wird auch Geflügel zubereitet. Traditionelles Gebäck zur Weihnachtszeit sind Kourambiedes, mit Puderzucker bestäubte Butterkekse, Melomakarona, kleine Lebkuchen, die in Honigsirup getaucht werden, sowie Koulouria, ein traditionelles Sesambrot.
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In Portugal isst man mit der Familie und begibt sich anschliessend zur sogenannten „Hahnenmesse“, da ein Hahn die frohe Kunde von Christi Geburt verbreitet haben soll. In jedem Haus gibt es einen eigenen Tisch für die Nachspeisen. Derer gibt es 13, in Anlehnung an die Zahl der Teilnehmer beim letzten Abendmahl. Die Portugiesen lassen die Reste der Speisen auf dem Tisch stehen, damit sich die Engel und die Verstorbenen daran bedienen können, während sie in der Kirche sind.
Osteuropa
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In Russland wird am 7. Januar das orthodoxe Weihnachtsfest gefeiert. Bis der erste Stern am Himmel aufgeht, wird gefastet. Das Fasten wird mit einem Brei aus Getreide, Honig und Mohn gebrochen, Symbole von Hoffnung, Glück und Frieden. Zum Weihnachtsessen wird eingangs Koulibiac serviert, eine mit Fleisch oder Lachs gefüllte Pastete. Zum Hauptgang gibt es Bœuf Stroganoff. Zu den Desserts zählt zumeist unbestritten die NapoleonTorte, ein Blätterteiggebäck mit Konfitüre und Creme gefüllt.
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In Polen ist Heiligabend der wichtigste Moment. Vor dem Essen wird ein grosser Teller mit Salz, einer Bibel und Geld auf den Tisch gestellt als Zeichen des Dankes an Gott für das tägliche Brot und das Familieneinkommen."Ungesäuertes Brot wird vorbereitet und an Heiligabend als Zeichen der Versöhnung unter den Gästen verteilt. In der Regel gibt es an Heiligabend kein Fleisch"1. Traditionelles Weihnachtsgericht ist Barszcz, die polnische Variante von Barszcz, von der es genauso viele Rezepte wie Haushalte in Polen gibt. Borschtsch kann mit Piroggen (mit Champignons gefüllte Teigtaschen) und in Essig eingelegten Steinpilzen serviert werden2.
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In Tschechien kaufen die Familien einen lebenden Karpfen und lassen diesen einige Tage in ihrer Badewanne schwimmen, bevor sie ihn an Weihnachten zum Essen zubereiten. Zum Karpfen wird eine dunkle Sauce aus Käse, Lebkuchen, Rosinen und Mandeln gereicht. Der Karpfen kann auch paniert oder frittiert und mit Kartoffelsalat und Rohkost serviert werden1.
Afrika
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In Ägypten feiern die koptischen Christen Weihnachten am 7. Januar wie die Christen in Äthiopien. Die Feierlichkeiten sind der Abschluss einer Fastenzeit mit Verzicht auf Fleisch und Milchprodukte. „Fata“ heisst das traditionelle Weihnachtsgericht, das aus Brot, Reis und gekochtem Fleisch – in der Regel Lammfleisch – besteht
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In Nigeria beginnen die Feierlichkeiten am 24. Dezember mit einem Feuerwerk. Am 25. Dezember geht die ganze Familie gemeinsam in die Kirche, um anschliessend zu Hause ein sehr scharf gewürztes Gericht aus Hühnchen und Reis zu geniessen. Einige essen auch Moin-Moin, ein Gemisch aus schwarzen Bohnen, Gemüse, geschnetzelter Hühnerleber, Stücken vom Huhn, Fisch, Garnelen und Eiern.
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In Äthiopien wird Weihnachten am 7. Januar gefeiert. Die Christen gehen drei Mal mit einer brennenden Kerze in der Hand um die Kirche herum. Die Messe dauert mehrere Stunden. Das Weihnachtsgericht besteht aus dünnen Fladen, die mit sehr scharfem Hühnchenfleisch und Gemüse gefüllt sind.
Asien
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In Singapur erstrahlt die Orchard Road, die bekannteste Einkaufstrasse des südostasiatischen Stadtstaats, mehrere Wochen lang im Glanz eines Lichtermeers. Die Kinder sitzen bei einem der Weihnachtsmänner auf dem Schoss, inmitten von künstlichem Schneegestöber, während ihre Eltern fleissig einkaufen und „Jingle Bells“ in den Geschäften in voller Lautstärke ertönt.
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In Indien werden die Kirchen mit roten Blumen geschmückt, ebenso Mangobäume und Bananenstauden. Die Häuser werden mit Papiergirlanden dekoriert. Zur Mitternachtsmesse trägt jeder seine schönsten Kleider. Anschliessend gibt es Schweinefleisch mit scharf gewürztem Reis.
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In Vietnam fällt Weihnachten mit dem Beginn des Mondjahres zusammen. Wohlhabende Familien gönnen sich ein Essen im westlichen Stil mit Truthahn und Pudding, während sich die ärmere Bevölkerungsschicht mit einem Geflügeleintopf begnügt.
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Auf den Philippinen kommt dem Weihnachtsfest eine ganz besondere Bedeutung zu. Denn im Gegensatz zu den anderen Ländern Asiens sind die Bewohner der Philippinen mehrheitlich Christen. Die jungen Leute ziehen von Stadt zu Stadt, um Szenen aus dem Leben Jesu aufzuführen. Auf der festlich gedeckten Weihnachtstafel finden sich viele verschiedene Gerichte wie Paella, glasiertes Schweinefleisch, Schinken süss-sauer, Rinderzunge in Tomatensauce, Edamer Käse und viele frische Früchte.
Australien und Ozeanien
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In Australien fährt der Weihnachtsmann Wasserski. Das Fest findet – dem australischen Hochsommer sei Dank – natürlich am Strand statt. So hat man denn auch den Truthahn gegen ein ordentliches Barbecue eingetauscht.
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Auf den Fidschi-Inseln geht man am 25. Dezember gemeinsam zur Kirche und geniesst danach Spanferkel aus dem Tonofen.
Nordamerika
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In Alaska besteht das Weihnachtsessen zumeist aus Fisch, Räucherlachs, Donuts und Plätzchen.
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In den USA ist der Truthahn zum berühmten Thanksgiving Day Ende November Pflicht. An Weihnachten essen viele Amerikaner Rindfleisch. Ein besonders beliebtes Getränk ist Egg Nog, eine Art Eierpunsch, der mit Gewürzen und Rum verfeinert wird.
Lateinamerika
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In Peru, einem Land, das zahlreiche Einwanderungswellen erlebt hat , wird der Truthahn mit Pisco, einem Traubenschnaps abgefüllt, bevor er geschlachtet wird. Die Saucen, die zum Truthahn gereicht werden, sind je nach kulturellem Hintergrund unterschiedlich: im japanischen Stil, scharf gewürzt oder mit Aromen der chinesischen Küche.
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In Mexiko, der Wiege des Truthahns, tragen die weihnachtlichen Bräuche die Handschrift der ehemaligen spanischen Kolonialzeit. Die Weihnachtskrippen nehmen nicht selten ein ganzes Zimmer ein und werden so aufgebaut, dass sie Passanten auf der Strasse im Vorbeigehen bewundern können. Zum Weihnachtsessen gehören Maissuppe, Truthahn, Stockfisch oder scharf gewürzte Fleischgerichte mit Kakaosauce (Mole).
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Auf den Antillen werden Bananenstauden und Kokospalmen weihnachtlich dekoriert. In früheren Zeiten kamen alle zum Schweineschlachten zusammen und auch heute hat das Fleisch dieses Tiers einen festen Platz im Festtagsmenü. Man geniesst kreolische Blutwurst, Schinken mit Ananas und dazu einen Auflauf aus Chayoten, einem Kürbisgewächs. Abgerundet wird das Schlemmen mit einem Glas Ti Punch auf Basis eines Rums aus frischem Zuckerrohrsaft.