Geschichte der Obstbaumzucht
Die Pflanzenzucht für den Obstbaumanbau benötigt ein langfristiges Engagement für ein Stück Land, das sie herrichtet und ordnet. Sie reicht in ihren Ursprüngen bis ins Bronzezeitalter zurück. Die im antiken Griechenland und Rom verwendeten Anbautechniken blieben jahrhundertelang unübertroffen. Erst im 19. Jh. entwickelte sich mit Sortenerhaltungsgärten und der nationalen Erfassung der Bestände neues Interesse und wirkungsvolle Begeisterung für die Obstbaumkultur.
Die Entwicklung des Obstbaumanbaus und seine Verbreitung
Der Beginn von Landwirtschaft und Baumzucht ging einher mit der Sesshaftigkeit vordem nomadisch lebender Menschen in gemeinschaftlichen Niederlassungen. Dieser Vorgang wird als neolithische Revolution während der Jungsteinzeit zwischen 6000 und 3000 v.u.Z. bezeichnet. Die Obstbaumzucht setzt - mehr noch als Getreideanbau - langfristige Bindung an ein Stück Land voraus, da Bäume lange heranwachsen müssen, bevor sie Früchte tragen.
Die Baumzucht entwickelte sich im sogenannten Fruchtbaren Halbmond: in Mesopotamien zwischen Tigris und Euphrat sowie im Niltal Ägyptens. Die ersten angebauten Bäume waren einheimische Arten. Im Zuge von Migration und Austausch zwischen den Zivilisationen wanderten sowohl die Anbautechniken als auch die verschiedenen Baumsorten allmählich nach Europa ein.
In der Antike wurden Dattelpalmen von Indien bis Nordafrika wegen ihrer Früchte angebaut, die sowohl frisch als auch getrocknet verzehrt werden. Die Dattelpalme soll der erste bronzezeitlich im Mittleren Orient angebaute Obstbaum gewesen sein. Der Olivenbaum, dessen Anbau 6000 v.u.Z. in Kleinasien begann, breitete sich zunächst in Nordafrika aus, bevor er im 6. Jh. v.u.Z. Italien erreichte. Seine im frischen Zustand bittere Frucht wird vor allem zur Herstellung von Öl genutzt, dessen Vorzüge bereits die Menschen der Antike kannten. Die anderen uns heute bekannten Obstbäume - wie z.B. Apfel, Birne, Aprikose und Pflaume – verdankten ihre Einwanderung nach Europa den Eroberungen Alexanders des Grossen. In ihrer Hochzeit verfügten das antike Griechenland und Rom über fortschrittliche Anbaumethoden. Ihre Techniken des Pflanzens, Pfropfens, Beschneidens, Bestäubens und der Zuchtwahl neuer Arten blieben jahrhundertelang unübertroffen.
Seit dem Mittelalter strukturierten die nahrungsliefernden Obstgärten die Landschaft. Sie galten als Privileg von Klerus und Adel, obwohl Früchte Nahrungsbestandteil der gesamten Bevölkerung waren. Schon im 6. Jh. sah die Lex Salica Strafen für Personen vor, die Obstbäume beschädigten. Im Zeitalter der Entdeckungen (15.-18.Jh.) wanderten weitere Obstsorten von Osten nach Westen: Bananen, Mango und Kaki mit ihren Früchten. Der Apfelbaum siedelte sich allerdings erst in dieser Zeit in der Normandie an, die noch heute für ihren Cidre bekannt ist!
Im 18. Jh. beschrieben Diderot und Alembert unter dem Stichwort „Baum“ ihrer Encyclopédie die verschiedenen Baumzuchtmethoden.
Im 19. Jh. zog die Baumzucht in die bürgerlichen Kreise ein: Mit der Einrichtung von Sortenerhaltungsgärten - Obstbaumsammlungen unter freiem Himmel -, der nationalen Bestandsaufnahme angebauter Sorten und einer umfangreichen Literatur zum Thema engagierte sich eine breite Schicht für diese Praxis.
Im 20. Jh. wurde Obstbaumzucht infolge der zwei Weltkriege auf effiziente Produktion ausgerichtet.
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