Von vegetarisch zu vegan
Ein Frühstück ohne Kaffee mit aufgeschäumter Milch? Ohne Käse? Ohne Joghurt? Shivani Bothra findet ganz andere Möglichkeiten, ihren Tag kulinarisch zu beginnen.
Vierzig Jahre lang begann ich jeden Tag mit einem grossen Glas Fruchtmilch und zwei Butterkeksen, gefolgt von einem Frühstück aus Käsebrot und Milchkaffee. Als Vegetarierin war ich auch darauf bedacht, verschiedene Milchprodukte zu mir zu nehmen. Butter, Käse, Sahne und Joghurt fielen bei mir irgendwie nicht unter tierische Produkte, bis ich eines Tages bei einer Vortragsreihe an der Universität von einer führenden Aktivistin eine Einführung in den Veganismus erhielt.
In ihrem einstündigen Vortrag zeigte sie die grausame Realität, die sich hinter den glücklichen Kühen auf den adretten Verpackungen der Milchprodukte verbarg. Die Bilder von leidenden Tieren hallten mir im Gedächtnis wie die Brandung des Ozeans. Von da an fiel es mir schwer, guten Gewissens ein Stück Cheesecake oder ein Eis zu geniessen.
Also begann ich mühsam, auf tierische Produkte zu verzichten. Meine Suche führte mich schliesslich in «die Welt des Veganismus». Beim Veganismus geht es darum, keine tierischen Produkte zu verwenden, vor allem nicht bei der Ernährung – die Aktivistin hatte sogar behauptet, der Veganismus sei nichts Geringeres als ein grundsätzliches Engagement des Einzelnen für Gewaltlosigkeit.
Natürlich ist es nicht leicht, zu einer veganen Lebensweise zu gelangen. Wie ist es mit Tee oder Kaffee? Den Tag ohne Kaffee mit Milchschaum in Angriff zu nehmen, erschien mir unmöglich. Aber mit der Entschlossenheit kamen auch neue und frische Ideen für Getränke und Gerichte auf Pflanzenbasis.
Im Folgenden einige Rezepte für Dinge, die mir früher geschmeckt hatten und auf die ich als Veganerin glaubte verzichten zu müssen – meine Experimente mit veganen Getränken und Gerichten.
Bei Tee ist es einfacher, weil es da hunderte vegane Möglichkeiten gibt. Mit der Zeit machte es mir richtig Spass, neue Rezepte auf Pflanzenbasis auszuprobieren. Es brachte Abwechslung in meine monotone Ernährungsweise, und gleichzeitig war ich motiviert, zu recherchieren und mich mehr mit Kochen, Ernährung und meiner sozialen Verantwortung zu befassen. Ausserdem brachten meine Experimente immer etwas Neues, über das ich im Büro oder privat erzählen konnte.
Statt Käse, Butter, Milch und Honig standen jetzt Öle, Nüsse und Gewürze auf meinem Einkaufszettel. Ich backe sogar einen veganen Bananen-Nuss-Kuchen zum Mitbringen bei Familie und Freunden.
Am Anfang war es noch ein Experiment, einen Tag lang, eine Woche, zwei Wochen, einen Monat. Meine Experimente waren in dieser Zeit zu 80 Prozent erfolgreich, bis das Vegane schliesslich zu meiner normalen Lebensweise wurde. Jetzt lebe ich schon seit über einem Jahr vegan.