Fasten im Hinduismus
Fasten spielt im Hinduismus eine fundamentale Rolle, wobei die Intensität unterschiedlich sein kann: von strengem Nahrungsverzicht bis zu leichten Einschränkungen bei der Ernährung sind alle Abstufungen zu finden. Wann und wie gefastet wird, entscheidet der Gläubige selbst. Meist orientiert er sich an der Gemeinschaft, der Familie oder aber an seinen individuellen Vorlieben.
Die Ausübung des Fastens im Hinduismus
Wie in vielen Religionen spielt das Fasten auch im Hinduismus eine Rolle. In der hinduistischen Religion ist Fasten keine Pflicht, sondern ein moralischer und spiritueller Akt, der Körper und Geist reinigen und die Gunst der Gottheiten erwerben soll. Es gibt verschiedene Arten des Fastens, die mehr oder weniger streng ausgestaltet und mehr oder weniger schwer zu befolgen sind. Sie variieren je nach persönlicher Überzeugung, nach Familie oder Gemeinschaft.
In manchen Fällen wird pro Tag auf ein Gericht verzichtet. Für den Körper bedeutet das Fasten allerdings nicht unbedingt Mangel oder Leiden. Manchmal genügt es, bestimmte Nahrungsmittel wegzulassen oder durch andere zu ersetzen, ohne die Menge zu verringern. Ein Fleischesser gibt sich zum Beispiel mit einem streng vegetarischen Gericht zufrieden. Vegetarier verzichten oft auf Reis, Weizen, Gerste und Linsen, die sie aber durch Kartoffeln ersetzen. Es ist sogar möglich, den ganzen Tag über Süssigkeiten zu naschen. Diese Einschränkungen können auch eine Gelegenheit sein, Abwechslung in den Alltag zu bringen oder neue Speisen auszuprobieren. Die Ankündigung eines Fastentags kann sogar Genuss verheissen. Modak ist zum Beispiel eine Süssigkeit aus Kokosnuss in Reisteighülle, die für bestimmte Fastentage zur Feier des Gottes Ganesh zubereitet wird.
Fastenzeiten im Hinduismus
Die religiöse Praxis des Hinduismus ist von mehreren Fastenzeiten geprägt. Die von den meisten befolgte Fastenzeit ist Ekadashi, die zweimal im Monat, am elften Tag jedes aufsteigenden und absteigenden Mondes, stattfindet. Die Feier zu Ehren von Shiva am Jahresanfang ist ein weiteres wichtiges Fastenereignis. In den Monaten Juli und August ernähren sich viele Hindus vegetarisch und fasten montags und samstags bis zum Abend. Ausserdem verzichten viele hinduistische Frauen montags auf Essen, um einen guten Ehemann zu bekommen.
Gandhi und das Fasten
Mohandas Gandhi (1869 – 1948), der den Beinamen Mahatma (Sanskrit: „grosse Seele“) trug, spielte beim Übertritt Indiens in die Unabhängigkeit eine entscheidende Rolle, indem er die Prinzipien der Gewaltlosigkeit und des zivilen Ungehorsams systematisch anwendete. Aus religiöser Überzeugung – und um sich aus körperlicher Abhängigkeit zu befreien - war er ein konsequenter Fastenanhänger. Zusätzlich diente ihm das Fasten aber auch als politisches Druckmittel. Er trat mehrmals in Hungerstreik, um gegen Gewaltexzesse in der Bevölkerung zu protestieren.
Assouly, Olivier, 2002. Les nourritures terrestres. France : Actes Sud.
Quien, Aleandra, 2007. Dans les cuisines de Bombay. Paris : Éditions Karthala.
Mahias, Marie-Claude, 2002. Le barattage du monde. Paris : Éditions de la Maison des sciences de l’homme.
GANDHI, Mohandas Karamchand, 2015 (dernière édition). La voie de la non-violence (extrait du recueil Tous les hommes sont frères). Paris : Gallimard.