Vorteile und Risiken von GVO
Landwirte setzen die um 1990 eingeführten genveränderten Organismen (GVO) weltweit intensiv ein. Das wirft gesellschaftliche Fragen auf. Während positive oder negative Wirkungen auf Produktion und Umwelt diskutiert werden, ist die Wissenschaft inzwischen über die Unschädlichkeit für die menschliche Gesundheit einig – auch wenn die breite Öffentlichkeit das infrage stellt.
Umstrittener Einsatz mit steigender Tendenz
Der Anteil von GVO an der Weltproduktion betrug 2011 83% bei Baumwolle, 75% bei Soja, 32% bei Mais und 26% bei Raps. Davon sind 29 Länder betroffen – besonders die USA, Brasilien, Argentinien, Indien und Kanada. Drei Dutzend Länder haben den Anbau von GVO verboten.
2015 entschieden die Länder der Europäischen Union mehrheitlich, den Anbau von acht neuen GVO-Arten zu blockieren – bis neue Daten vorliegen und die Regulierungsbehörden zustimmen. Die EU ist dennoch der grösste GVO-Nutzer: jährlich 30 Millionen Tonnen genveränderter Soja und Mais im Tierfutter.
Wenn Landwirte auf GVO-Techniken zurückgreifen, dann meist zur Produktivitätsoptimierung – sei es zur Mengensteigerung (Minimierung von Schädlingsverlusten), oder Rentabilitätsverbesserung (Reduktion von Arbeitskräften oder Pflanzenschutzmitteln). 2014 ergab eine Analyse aus 147 weltweit durchgeführten Studien der vergangenen 20 Jahre, dass „die Einführung von Gentechnik den Einsatz chemischer Pestizide durchschnittlich um 37% gesenkt, den Anbauertrag um 22% und den Profit der Landwirte um 68% erhöht hat“ (Klumper, 2014).
Die Attraktivität von GVO für die Landwirtschaft ist mithin verständlich, ihre Gegner betonen jedoch die andauernde Unsicherheit bezüglich der Umweltauswirkungen. Kritikpunkte sind unter anderen die mögliche Übertragung veränderter Gene auf andere Arten, exzessiver Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Zunahme intensiver Anbaumethoden zulasten anderer, nachhaltiger Ansätze. Das Thema ist nach wie vor offen und wird in staatlichen oder zwischenstaatlichen Einrichtungen weiter diskutiert.
Gesundheitsauswirkungen – ein wissenschaftlicher Konsens, der wenig Verständnis findet
Aus Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) beinhalten GVO-Nahrungsmittel dieselben Gesundheitsrisiken wie ‚klassische‘ Nahrungsmittel. Diese Position wird weitgehend von Wissenschaftlern geteilt, die in zahlreichen nationalen und internationalen Organisationen vertreten sind, wie der Europäischen Kommission, The American Medical Association, The National Academy of Science (USA), The Royal Society of Medicine (UK), L’Académie des Sciences française, der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften (D) usw. Der Schweizerische Nationalfonds für wissenschaftliche Forschung sagt zur Analyse von über tausend internationalen Veröffentlichungen: „Genetisch veränderte Pflanzen (GVO) sind weder schädlich für die Gesundheit der Menschen noch für die Umwelt. Das Auftreten unerwünschter Effekte auf den Feldern, auf denen einige transgene Varietäten angebaut werden, ist keine Folge der Gentechnologie. Sie liegen an schlechten landwirtschaftlichen Praktiken (wie Monokulturen).“
Trotz wissenschaftlichem Konsens bleibt der unschädliche Verbrauch von GVO die öffentlich meistdiskutierte, kontroverse Frage. Eine Studie des Pew Research Center berichtet 2015, dass 88% der Wissenschaftler der AAAS (American Association for the Advancement of Science) meinen, GVO-Nahrungsmittel verursachten keine gesundheitlichen Probleme, wohingegen nur 37% der Bevölkerung dies annehmen. Diese Differenz von 51% stellt den grössten Meinungsunterschied zwischen Öffentlichkeit und Wissenschaft dar. Grund dafür ist wahrscheinlich die wirksame Medienpolitik von Organisationen, die generell gegen GVO sind. Im Juni 2016 verlangten über hundert Nobelpreisträger von Greenpeace, seine Kampagne gegen Gentechnik zu stoppen und feuerten damit die Mediendiskussion an. “Wir fordern Greenpeace und seine Anhänger auf, die Erfahrungen, die Landwirte und Verbraucher weltweit mit dem dank Biotechnologie verbesserten Anbau und den verbesserten Lebensmitteln gemacht haben, zu überprüfen; die Ergebnisse der kompetenten wissenschaftlichen Einrichtungen und der Aufsichtsbehörden anzuerkennen und auf ihre Kampagne gegen die ‚GVO‘ zu verzichten.“
Livre
NATIONAL ACADEMIES OF SCIENCES, ENGINEERING, AND MEDICINE, 2017, Genetically Engineered Crops: Experiences and Prospects. National Academies Press, 606p, DOI 10.17226/23395
http://nas-sites.org/ge-crops/2016/05/17/report/
Articles
HELLMICH, Richard L. et HELLMICH, Kristian Allyse. Use and impact of Bt maize. Nature Education Knowledge, 2012, vol. 3, no 10, p. 4.
https://www.nature.com/scitable/knowledge/library/use-and-impact-of-bt-maize-46975413
The Genetic Literacy Project, GMO FAQ: Where are GMOs grown and banned? (Last accessed on 18.04.2017)
Accessible online at https://gmo.geneticliteracyproject.org/FAQ/where-are-gmos-grown-and-banned/
JAMES, Clive, 2011, Situation Mondiale des Plantes GM commercialisées : 2011, International Service for the Acquisition of Agri-biotech Applications (ISAAA), ISAAA Briefs, no 43
KLÜMPER, Wilhelm et QAIM, Matin., 2014, A meta-analysis of the impacts of genetically modified crops. PloS one, 2014, vol. 9, no 11, p. e111629. (https://doi.org/10.1371/journal.pone.0111629)
NAP, Jan‐Peter, METZ, Peter LJ, ESCALER, Marga, et al., 2003, The release of genetically modified crops into the environment Part I. Overview of current status and regulations, The Plant Journal, 2003, vol. 33, no 1, p. 1-18. (DOI: 10.1046/j.0960-7412.2003.01602.x)
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1046/j.0960-7412.2003.01602.x/full
CONNER, Anthony J., GLARE, Travis R., et NAP, Jan‐Peter, 2003, The release of genetically modified crops into the environment Part II. Overview of ecological risk assessment, The Plant Journal, 2003, vol. 33, no 1, p. 19-46. (DOI: 10.1046/j.0960-7412.2002.001607.x)
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1046/j.0960-7412.2002.001607.x/full
FONDS NATIONAL SUISSE. 2012. Utilité et risques de la dissémination des plantes génétiquement modifiées ». Programme national de recherche PNR59.
http://www.nfp59.ch/f_index.cfm
CHOKSHIS, Niraj, 2016, Stop Bashing G.M.O. Foods, More Than 100 Nobel Laureates Say, The New York Times, June 30 2016, available online at https://www.nytimes.com/2016/07/01/us/stop-bashing-gmo-foods-more-than-100-nobel-laureates-say.html
(Consulté le 2017.04.19). Letter signed by Nobel prices available online at http://supportprecisionagriculture.org/nobel-laureate-gmo-letter_rjr.html
(Consulté le 2017.04.19)