Verbreitung von Nahrungsmitteln
Neugierde, die Suche nach neuen Geschmacksrichtungen und der Reiz des Exotischen haben früh zum Handel mit Nahrungsmitteln auf weite Entfernungen geführt. Von der Antike bis heute gab es regen Austausch mit immer neuen Waren, die die Nahrungsauswahl bereicherten. Um den Handel mit ‚exotischen‘ Naturalien zu ermöglichen, bildeten sich über die Zeit weltweite Handelsnetze aus.
Die Entdeckung unbekannter Aromen
Faszination des Fremden, Neugier, Suche nach neuen Aromen und Geschmacksereignissen, aber auch kommerzielle Interessen und Gebietsgewinne: Der kulturelle Austausch zwischen Regionen und Kontinenten wird von mannigfachen Motiven getrieben.
Die Antike war die erste Ära des überregionalen Nahrungsaustauschs. Ab dem 2. Jahrtausend v. u. Z. kamen Gewürze aus dem Orient in den Mittelmeerraum, und der Handel verstärkte sich in griechischer und römischer Zeit noch. Im Rom des 1. Jhs. v. u. Z. finden sich Obst, Gemüse, Getreide und Gewürze aus dem ganzen Reich und weit entfernter Regionen wie Asien.
Trotz geopolitischer Erschütterungen am Ende des Römischen Reichs riss der Handel mit dem Orient nicht ab. Die vom Indus bis nach Spanien reichende arabische Herrschaft ab dem 7. Jh. n. u. Z. förderte Verbreitung und Anbau neuer Pflanzen wie Reis oder Zitronen, die so über Spanien nach Europa gelangten. Die Kreuzfahrer des 11. bis 13. Jhs., die den Christen zu Hilfe eilten, lernten im Nahen Osten neue Aromen und Geschmäcker kennen, die sie mit nach Hause brachten.
Die Renaissance bezog eine Schlüsselstellung im Austausch kultureller und wirtschaftlicher Güter. Um beliebte Gewürze günstiger zu bekommen, suchten die Europäer neue Handelswege nach Indien und China. Die Erkundung der Weltmeere und die Entdeckung Amerikas veränderten die Ernährungsgewohnheiten. Unbekannte Nahrungsmittel verbreiteten sich – nur wenige wurden spontan angenommen: Tomate und Kartoffel, lange missachtet, fanden erst spät ihren festen Platz. Andere wie Kaffee, Tee und Schokolade erschienen den Europäern wunderbar exotisch und wurden eifrig aufgenommen.
Ab 1870 ermöglichte Fortschritt in Transportwesen und Konservierung einen zügigen Warenvertrieb – wichtig bei exotischen Früchten. Bananen, Ananas, Orangen, Zitronen und Mandarinen fanden ihren Weg aus Nordafrika, dem Nahen Osten, aber auch aus Amerika zu uns. Heute sind die Angebote gross, und exotische Früchte wie Kiwis oder Mangos wurden Bestandteil der täglichen Nahrung.
Der vor 400 Jahren einsetzende Nahrungsmittelhandel umspannt inzwischen die ganze Erde. Die Lust auf Neues und Exotisches ist grösser denn je; noch nie gab es eine derartige Vielfalt an Essbarem.
Distribution channelsDie Handelswege
Seit der Antike entstanden feste Handelsnetze, um fremdländische Waren anzuliefern. Die Römer schufen ein dichtes, die Provinzen verbindendes Strassennetz. Gleichzeitig fanden über die ‚Seidenstrasse‘ wertvolle Güter aus China ihren Weg in den Nahen Osten, um in den Mittelmeerraum weiterverkauft zu werden. Diese Handelsroute durchquerte Zentralasien, die oft gefährliche und beschwerliche Reise dauerte Monate. Ab dem 15. Jh. löste der Seeweg die Landroute ab: Ausgangspunkt waren mit wachsender Bedeutung die Häfen des Persischen Golfs und des Roten Meers.
Die Erkundung der Weltmeere seit der Renaissance eröffnete weltweit neue Handelswege. Mit den Handelsniederlassungen und europäischen Kolonien in Asien, Amerika und Afrika reisten auch Nahrungsmittel von Kontinent zu Kontinent und wurden heimisch. Das Rad ihrer Verbreitung drehte sich immer schneller – ein Vorläufer des heutigen globalen Nahrungsmittelhandels.
Boudan, Christian, 2004. Géopolitique du goût. Paris : Presses Universitaires de France
Boulnois, Luce, 2010. La route de la soie. Genève : Éditions Olizane.
Guyot, Lucien, 1972. Les épices. Paris : Presses Universitaires de France
Poulain Jean-Pierre, 2002. Sociologies de l’alimentation. Paris : Presses Universitaires de France
Rosenberger, Bernard, 1996. La cuisine arabe et son apport à la cuisine européenne. In : Jean-Louis Flandrin, 1996. Histoire de l’alimentation. pp. 345 - 366. Paris : Fayard.
Flandrin, Jean-Louis, 1996. Les temps modernes. In : Jean-Louis Flandrin, 1996. Histoire de l’alimentation. pp. 549 - 576. Paris : Fayard.