Der bittere Erfolg des Kaffees
Kaffeegenuss wird diskutiert, weil allseits beliebt, aber auch kritisch gesehen. Studien betonen die Vorzüge dieses anregenden Getränks, das bei der Vorbeugung chronischer Krankheiten helfen kann. Obwohl Kaffee in ausgewogener Ernährung seinen Platz findet, bleiben Experten vorsichtig und empfehlen, täglich nur kleine Mengen zu trinken.
Anhaltendes Interesse an Kaffee
Kaffee, in der muslimischen Welt seit dem 15. Jh. und im christlichen Westeuropa seit dem 17. Jh. getrunken, wurde schon immer diskutiert, weil er einerseits erfolgreich war, andererseits kritisch gesehen wurde. Zweifellos machte seine anregende Wirkung ihn beliebt. Die Türken lobten seinen Nutzen für Verdauung und Wachsamkeit, den auch Europäer schätzten. Diese schrieben ihm zusätzlich allerlei Heilkräfte zu, sodass er fast zum Allheilmittel avancierte.
1690 – etwa 40 Jahre nach Eröffnung der ersten Coffee houses in England – warb (siehe Abbildung) der Londoner Kaffeehändler Samuel Price mit den aussergewöhnlichen Heilkräften des Getränks: es erfrische Herz und Vitalfunktionen, stärke Leber und Magen, reinige das Blut und fördere den Appetit. Kaffee sollte nicht nur bei Schlaganfällen und Tinnitus helfen, sondern auch Fehlgeburten vorbeugen. Ärzte des 17. und 18. Jh. schrieben ihm allerdings gegenteilige Effekte zu: Kaffee greife das Gehirn an, verbrenne das Blut, führe zu Magerkeit, schädige das Nervensystem und könne Unfruchtbarkeit und Impotenz auslösen.
Heute gehört Kaffee nach Wasser und Tee zu den beliebtesten Getränken. Die Medizin interessiert sich für seinen Einfluss auf die Gesundheit mit Studien an Mensch und Tier, Metaanalysen und Abhandlungen. Auch wenn die Ergebnisse unterschiedlich ausfallen und mit Vorsicht interpretiert werden sollten, wird massvolles Kaffeetrinken nicht mehr für gesundheitsschädlich gehalten.
Die Vorzüge von Kaffee
Kaffee enthält ein Dutzend bioaktiver Verbindungen, die je nach Sorte, Röstgrad und Zubereitung variieren. Das anregend wirkende Koffein ist sein bestuntersuchter Inhaltsstoff. Es beeinflusst die Hirnaktivität und fördert die kognitive Leistungsfähigkeit, indem es Wachsamkeit und Konzentration erhöht, hat aber auch negative Wirkungen auf Einschlafgeschwindigkeit und Schlaftiefe. Bei Ausdauersport beinflusst es die körperliche Kondition. Dazu kommen harntreibende, verdauungsfördernde und Kopfschmerzen lindernde Effekte. Da Koffein auch im Ruf eines „Fettverbrenners“ steht, findet es sich in zahlreichen Schlankheitsmitteln. Tatsächlich steigert es leicht den Grundumsatz und trägt zur Fettausscheidung bei, indem es die Lipolyse (Fettabbau) in den Adipozyten (auf Fettspeicherung spezialisierte Zellen) aktiviert. Dennoch ist der Nutzen von Koffeinmedikation zur Gewichtsabnahme derzeit nicht bewiesen.
Die komplexe Zusammensetzung von Kaffee führt z.B. bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu unterschiedlichen, sogar entgegengesetzten Wirkungen. Koffein lässt Blutdruck steigen, wohingegen die Diterpene in gekochtem, ungefilterten Kaffee (Moleküle des Cafestol und Kahweol) den Cholesterinspiegel erhöhen. Andererseits sollen die enthaltenen Polyphenole mit antioxidativer Schutzwirkung für das Herz-Kreislauf-System Ausgleich schaffen. Zusammengefasst gilt moderates Kaffeetrinken von drei Tassen täglich heute als gesundheitsförderlich.
Nach neuesten Forschungen senkt Kaffee das Risiko für Parkinson, Alzheimer und Typ-2-Diabetes. Lange hielt man Kaffee für krebserregend; die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC, unter der Leitung der WHO) stellte allerdings nach Studienauswertungen 2016 kein solches Risiko fest. Im Gegenteil zeigte sich, dass Kaffee das Risiko von Leber- und Gebärmutterschleimhautkrebs senkt und auf Bauchspeicheldrüsen-, Brust- und Prostatakrebs keinen Einfluss hat.
Nur in Massen zu geniessen
Kaffee gehört dank vielfältiger Vorzüge heute zu einer ausgewogenen Ernährung. Dennoch sollte man ihn mässig trinken mit maximaler Tagesdosis von 300 mg Koffein – enthalten in drei Tassen. Schwangeren und stillenden Frauen wird zu einer geringeren Dosis von weniger als 200 mg pro Tag geraten.
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