Das Zebu
Das Zebu, ein Rind aus tropischen Ländern, das auch extrem heisse Sommer erträgt, wird wegen Milch und Fleisch gezüchtet. Latein- und Mittelamerika sowie Australien kennen seine Intensivzucht. In Indien wird das Zebu zur Steigerung der Milchleistung mit westlichen Rassen gekreuzt. Infolgedessen schwindet eines seiner kennzeichnenden Merkmale: der Buckel.
Die Reise des Zebus von Indien über Madagaskar in die Schweiz
Das Zebu ist ein Buckelrind. Es stammt von Vorfahren heutiger Hornträgerrassen ab, die vor 10 000 Jahren auf der indischen Halbinsel domestiziert wurden. Von dort aus kam es nach Afrika, Australien, Mittelamerika sowie Lateinamerika, wo es durch sukzessive Auslese neben anderen Tieren intensiv gehalten wurde.
In Indien gilt das Zebu den Hindus als heilig – für die Bauern ist es ein erstklassiges Arbeitstier. Es wird vor allem für seine Milch und die daraus abgeleiteten Produkte gehalten.
Das Zebu, das Wahrzeichen der Insel Madagaskar und einst Symbol des Königtums, gehört zum madagassischen Leben. Von der Geburt bis zum Tod dienen Verteilung, Verzehr, Spende, Opfergabe des Fleisches oder der vom Zebu gewonnenen Produkte als Bindeglied zwischen Lebenden und Toten, zwischen dem Natürlichen und dem Übernatürlichen.
Für die afrikanischen Volksstämme der Fulbe und Massai ist das Zebu ein Zeichen des Prestiges. Die Grösse der Viehherde weist auf die Anzahl der Familienmitglieder hin.
Um der Klimaerwärmung zu trotzen, setzen Schweizer Züchter vermehrt auf Zebus. Denn die Tiere produzieren hochwertiges Fleisch, sind gegen zahlreiche Krankheiten resistent, ihre Milcherzeugung nimmt bei hohen Temperaturen nicht ab, und sie werfen sogar im Sommer Kälber.
Das wärmeliebende Rind
Das Zebu (Bos taurus indicus L.) ist ein domestiziertes, tropischem Klima angepasstes Rind. Es ist friedlich und benötigt wenig Pflege. Es wird für seine Milch, sein Fleisch, seine Haut und seine Hörner gezüchtet. Dank seines hellen Fells und seiner dicken, über die Körperoberfläche hinausreichenden Haut kann es Hitze gut ertragen; zudem hat es Hautlappen am Kopf, die es zum Vertreiben von Fliegen einsetzt, sowie einen Fettbuckel, der klein oder gross, gerade oder hängend sein kann. Seine krummen Hörner, die länger als die des europäischen Rinds sind, zeigen je nach Rasse weisse oder schwarze Farbe und werden von madagassischen Handwerkern weiter bearbeitet. Das Zebu wird ungefähr zwanzig Jahre alt. Als einzige Rasse lässt es sich mit anderen Rinderrassen kreuzen, um neue Rassen zu züchten.
Alles vom Zebu schmeckt gut
In Madagaskar ist Zebufleisch das meist verzehrte, das in fast allen Landesteilen gegessen wird. Insbesondere Spiesse mit getrocknetem Fleisch oder in Streifen getrocknetes Fleisch werden auf der Strasse verkauft. Der Buckel des Zebus soll das beste Stück Fleisch der Welt sein und wie Kaviar oder Trüffel schmecken.
Die schmackhafte, sahnige Zebumilch wird seit über 7 000 Jahren hauptsächlich in Form von konservierten Milchprodukten verzehrt. Die Kenianer stellen daraus ein flüssiges Joghurt mit Asche, die Madagassen Käse her. Die Inder wandeln die Milch in Ghee, eine Art geklärter Butter, um.
Mehrere afrikanische Nomaden- und Hirtenvolkstämme verwenden das frische Blut als Opfergabe oder Stärkungsmittel.
Die Häute werden für die Herstellung von Trommeln verwendet. Das Leder dient für Ringe oder Sandalen; die Knochensplitter der Schienbeine werden zu Haarspangen und Kämmen verarbeitet. Ihr Knochenpulver soll zahlreiche Heilkräfte haben; die Kuhfladen können als Dünger, Baumaterial oder Desinfektionsmittel Verwendung finden.
Das Zebufett entwickelt sich vom Rohstoff für die Kerzenherstellung zum Rostschutzmittel und Glanzmittel für Haare.
Ernährung
Zebumilch ist fett- und kohlenhydratreicher als jede andere Milch.
Zeburaub in Madagaskar - ein „Nationalsport“
In Madagaskar heisst der Nationalsport Savika, eine Art Stierkampf mit einem Zebu. Dort wird auch der „Zeburaub“ praktiziert: Der Dieb misst seine Männlichkeit an der Zahl der gestohlenen Zebus.
KIPLE, F. Kenneth et ORNELAS, Kriemhild Conneè, 2000. Zebu. In : The Cambridge History of FOOD. Volume 1. pp. 490, 594, 494. Cambridge: Press Syndicate of the University of Cambridge. ISBN: 052140214X