Das christliche Osterfest
In der christlichen Tradition endet mit der Karwoche die Fastenzeit und das Osterfest beginnt mit seinen opulenten Speisen. Das Lamm, Symbol des Opfers und der Auferstehung Christi, wird in Form einer Keule, eines Bratens oder eines Ragouts als Hauptgericht serviert. Andere Lebensmittel wie bemalte Eier, der Hase und die Glocken aus Schokolade fanden erst allmählich Eingang in das Osterbrauchtum. Sie sind älteren Ursprungs und gründen in heidnischen Mythen.
Der Ursprung des Osterfestes
Ostern wird nach dem christlich-gregorianischen Kalender am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert und fällt somit jedes Jahr auf einen anderen Tag. Es folgt auf die 40-tägige Fastenzeit und kann zwischen dem 22. März und dem 25. April liegen. Ostern stellt das wichtigste Fest der Christenheit dar. Der Glaube an die Auferstehung Jesu Christi, wie sie im Neuen Testament berichtet wird, ist Grundlage der christlichen Religion.
Das Datum des Osterfests geht auf das jüdische Pessachfest zurück, das den Auszug der Israeliten aus Ägypten (den Exodus) und das Ende ihrer Versklavung durch den Pharao feiert. Im Neuen Testament wird Jesus nach christlicher Tradition mit dem Lamm identifiziert, da er mit seinem Opfer „die Sünde der Welt wegträgt“ (Joh. 1,29). Analog dazu werden beim Heiligen Abendmahl, der letzten Mahlzeit Jesu mit seinen Jüngern, das Brot und der Wein mit seinem Leib und Blut gleichgesetzt (Brief an die Korinther 1, 5-7). Das Brot ist hier ungesäuertes Brot ohne Hefe, das während des Exodus gegessen wurde. Das Blut erinnert an das vor dem Auszug aus Ägypten geopferte Lamm, dessen auf die Haustüren gestrichenes Blut die jüdischen Familien vor der zehnten Plage bewahrte, die Ägypten heimsuchte (Exodus 12, 20-22).
Nahrung als Symbol - Lamm, Eier, Hasen, Glocken
Das Ostermahl schliesst sich an den Gottesdienst an. Meist mittags eingenommen, beendet das Festessen mit seinen reichhaltigen und süssen Speisen die lange Fastenzeit. Das als Hauptspeise servierte Lamm erinnert an das Opfer Christi und wird als Keule, Braten oder Ragout zubereitet. In Frankreich - vor allem in einigen ländlichen Regionen - wird das Lamm manchmal durch ein Schwein ersetzt. Als geräucherter Schinken oder als Wurst findet sich Schweinefleisch sowohl als Vor- als auch als Hauptspeise des Festessens wieder.
Das Ei, beim jüdischen Pessachfest Zeichen der Trauer und des Lebenskreises, wird im christlichen Osterfest zum Symbol des Lebens und der Wiedergeburt. Nach einer orthodoxen Legende verdanken wir das erste Osterei Maria Magdalena. Sie soll vor dem römischen Kaiser Tiberius in Rom mit einem Ei in der Hand erschienen sein und die Verurteilung des Pontius Pilatus gefordert haben. Als sie ihm die Ereignisse erzählt habe, die sich bei der Kreuzigung Christi zugetragen hatten, soll sich das Ei rot gefärbt und den Kaiser von der Auferstehung Christi überzeugt haben. Normalerweise werden die Eier hart gekocht und dann bemalt oder mit christlichen Symbolen wie dem Kreuz verziert. Sie schmücken den Ostertisch und werden von Gastgebern und Gästen gegessen.
Was den Hasen anbelangt, so ist seine Verbindung mit Ostern im Reich der Folklore zu suchen. Mehrere germanische Märchen und Sagen erzählen, dass am Morgen des Osterfests ein Hase oder Kaninchen bunte Eier gelegt habe. Daneben soll das Tier das Zeichen der angelsächsischen heidnischen Göttin Ostara gewesen sein, deren Namen den Begriffen Easter (Englisch für Ostern) und Ostern ähnlich ist, und die mit der Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht sowie im Frühling verehrt wurde. Nach der skandinavischen Mythologie ist der Hase das Symbol der Fruchtbarkeit, und die Welt entstand aus einem Ei. In Frankreich hingegen sollen die Glocken die Eier ‚gelegt‘ haben! In der katholischen Tradition schweigen am Gründonnerstag, dem Tag des Heiligen Abendmahls, die Glocken und kündigen so das Opfer Christi an. Den französischen Kindern wird erklärt, dass sie nach Rom fliegen und bei ihrer Rückkehr am Ostersamstag zur Verkündung der Auferstehung Christi läuten, wobei sie Süssigkeiten und Eier in die Gärten regnen lassen.
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