Lichtmess, das Fest der Kerzen
Das am 2. Februar begangene, der christlich-katholischen Tradition entstammende Fest Mariä Lichtmess feiert die Rückkehr des Lichts, das Schutz und Wohlstand symbolisiert. Es erinnert an die Darstellung Jesu im Tempel, der als Licht des Volkes Israel verstanden wird. Die Christen segnen an diesem Tag ihre Kerzen, Leckermäuler nutzen die Gelegenheit, Pfannkuchen zu essen. Anderswo auf der Welt isst man Delikatessen aus Mais oder beobachtet das Erwachen der Murmeltiere.
Von Ziegenopfern bis zur Segnung der Kerzen
Lichtmess heisst auf Französisch „Chandeleur“ von la candela (Kerze). Die am 2. Februar gefeierte Lichtmess feiert das Licht, das Übel und Tod abwehrt und Wohlstand verspricht. Seine christlichen Wurzeln liegen in der Darstellung Jesu im Jerusalemer Tempel mit seiner Bedeutung als Licht, das die heidnischen Völker erleuchtet.
Die ersten Schriftzeugnisse dieser Feier stammen aus dem 5. Jh. Sie erwähnen den Weg, den Josef und Maria mit dem Jesuskind zum Tempel zurücklegten. Das Fest wurde von der Kirche geschaffen als Ersatz heidnischer Bräuche, die das Licht ins Zentrum kultischer Handlungen stellten. Schon die Römer veranstalteten im Februar Fackelzüge, um die Erde zum Ende des Winters zu reinigen. In Rom fand am 15. Februar das Reinigungsfest der Lupercalien statt, das durch die Freisetzung der Lebenskräfte die Fruchtbarkeit steigern sollte.
Zu diesem Anlass opferten junge Männer Ziegenböcke, liefen in Tierfellen durch die Stadt und schlugen mit Riemen auf die Handflächen der Frauen. Diese Sühnung sollte Schwangeren eine glückliche Entbindung und kinderlosen Frauen Fruchtbarkeit bringen. Die Lupercalien entwickelten sich mit der Zeit zu sittlichen Skandalen, weshalb die christliche Gemeinde den Brauch argwöhnisch beobachtete. Im Jahr 494 liess Papst Gelasius I. das Fest verbieten und durch das Lichtmessfest mit Prozessionen und der Segnung von Kerzen in den Kirchen ersetzen.
Vom Pfannkuchenessen bis zur Beobachtung der Murmeltiere
Was die Pfannkuchen anbelangt, so soll Papst Gelasius I. den Pilgern bei ihrer Ankunft in Rom Oblaten oder Fladenbrote offeriert haben. Es gibt jedoch auch andere Geschichten und Vermutungen zu diesem Thema.
Die im Monat Februar servierten runden, goldgelben Fladenbrote erinnerten an die Sonne und könnten ein Fruchtbarkeits- und Wohlstandssymbol gewesen sein. Bei den Bauern gab es tatsächlich den Brauch, den ersten Pfannkuchen mit der rechten Hand in die Luft zu werfen und gleichzeitig in der linken Hand ein Goldstück zu halten, um eine reiche Ernte zu bekommen. Dann wurde das Goldstück in den Pfannkuchen gewickelt und bis zum darauffolgenden Jahr oben auf einem Schrank aufbewahrt, bevor es an den erstbesten Armen verschenkt wurde.
Anderswo trägt der Pfannkuchen andere kulinarische und kulturelle Traditionen. El Día de la Candelaria ist ein mexikanischer Feiertag. Prozessionen und Tanzgruppen ziehen durch die Städte. Man trifft sich und isst Tamales, eine indianische Nascherei, die es bereits seit 5000 Jahren gibt. Der Teig wird aus Maismehl bereitet, in einem Mais- oder Bananenblatt dampfgegart und mit einer herzhaften (Fleisch, Ragout, schwarze Bohnen, Paprika) oder süssen (Obst, Sahne) Füllung verfeinert. Zu den Tamales trinken die Mexikaner heisse Schokolade oder Atole, ein süsses Heissgetränk aus in Wasser oder Milch aufgelöstem Maismehl, das mit Orangenblütenextrakt, Zimt, Vanille oder Kakao veredelt wird. Traditionell muss der Bohnenkönig vom Dreikönigstag die Tamales besorgen.
In Luxemburg heisst das Lichtmessfest Liichtmëssdag. Mit Laternen ziehen die Kinder von Haus zu Haus und wünschen den Bewohnern Glück und Gesundheit. Sie singen traditionelle Lieder und werden mit Bonbons bedankt.
Die USA und Kanada feiern am 2. Februar den Murmeltiertag, Groundhog Day genannt. Das Winterende wird vorhergesagt, indem man einen Murmeltierbau beobachtet. Ist das Wetter wolkig und das Nagetier sieht seinen Schatten nicht, beginnt bald der Frühling. Bei schönem Wetter jedoch sieht das Murmeltier seinen Schatten, erschrickt und setzt den Winterschlaf fort. Dann, so sagt man, dauert der Winter sechs weitere Wochen.
Das Lichtmessfest feiert das Winterende und die Rückkehr des Lichts; es wird folglich in vielen Redensarten mit Kälte oder Rückkehr der Sonne in Verbindung gebracht, etwa:
„Lichtmess im Klee, Ostern im Schnee.“
„Ist's zu Lichtmess mild und rein, wirds ein langer Winter sein.“
„Lichtmess, bei Tag ess.“
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