Die Riesen-wasserwanze
Seit der Urgeschichte essen Menschen Insekten. In der westlichen Welt ist dies allerdings heute nicht mehr üblich. Um die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren und die Erderwärmung zu bekämpfen, ist die Insektenzucht laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) eine zukunftsweisende Lösung. Trotz Widerstands haben Spezialgeschäfte in einigen westlichen Ländern mit dem Verkauf von Insekten wie der protein-, kalzium- und eisenreichen Wasserwanze begonnen.
Insekten helfen, die Menschen zu ernähren.
Seit der Urgeschichte ist der Verzehr von Insekten, auch Entomophagie genannt, in verschiedenen Weltregionen üblich. In der westlichen Welt ist diese Praxis allerdings heute nicht mehr verbreitet, da sie als abstossend oder primitiv gilt. Angesichts des demografischen Wachstums, der begrenzten Landwirtschaftsflächen zur Fleischproduktion und der Klimaerwärmung könnte sich diese Meinung allerdings ändern. Laut der FAO ist die Zucht von Insekten eine zukunftsträchtige Lösung, da diese reich an Proteinen und guten Fetten sind. Ausserdem erzeugt die Insektenzucht weniger Treibhausgase als die Viehzucht.
Die Ordnung der Schnabelkerfen, zu der Wasserwanzen, Schildläuse und Zikaden gehören, macht 10 % der weltweit verzehrten Insekten aus. Die global meistverzehrten Insekten sind Skarabäen (31%), Raupen (18%), Bienen, Wespen und Ameisen (14%) sowie Heuschrecken, Feldheuschrecken und Grillen (13%). Danach folgen in geringerem Masse Termiten und Libellen mit je 3% sowie Fliegen mit 2% am weltweiten Verbrauch.
Das Leben eines gefrässigen kleinen Raubtiers
Die Riesenwasserwanze oder Lethocerus americanus, die zur Familie der Ruderwanzen gehört, ist ein grosses Wasserinsekt von 5,5 bis 6,5 cm Länge. Sie ist in Amerika und Südostasien beheimatet, hat einen bräunlichen, flachen und stromlinienförmigen Körper sowie behaarte Beine, mit denen sie schnell und gut schwimmen kann. Ihr Bauch endet in einer Atemröhre. An ihrem Kopf sitzen Facettenaugen (mit vielen lichtempfindlichen Rezeptoren) und ein kurzer, spitzer Saugrüssel.
Wasserwanzen pflanzen sich im Sommer ausserhalb des Wassers beim Fliegen fort. Danach legt das Weibchen bis zu 150 blassbraune Eier auf die Wasserpflanzen, aus denen Larven schlüpfen, die sich zu Puppen weiterentwickeln. Sie häuten sich fünfmal, bis sie ausgewachsen sind. Bei der vorletzten Häutung erscheinen Vorstufen von Flügeln. Das Insekt überwintert im Schlamm, auf dem Grund von Seen und Teichen. Die Wasserwanze ernährt sich von Wasserinsekten, Kaulquappen, Fröschen, Schnecken, Salamandern, Fischbrut und kleinen Fischen, die oft grösser als sie selbst sind. Bei der Jagd schwimmt sie zu ihrer Beute, fängt sie mit den Beinen und injiziert ihr mit dem Stechrüssel Speichel, wodurch sich ihr Fleisch verflüssigt. Danach saugt das Insekt diese vorverdaute Nahrung aus.
Ein nach Europa exportiertes Produkt
Die Azteken assen Wasserwanzen in Mais gehüllt. Bis heute sind sie in Mexiko eine wichtige Nahrungsquelle. Heute wird das Sammeln der Wanzen durch Umweltverschmutzung und Austrocknung von Feuchtgebieten erschwert. Die Wasserwanze wird auch für ihre Eier geschätzt, die wegen ihres körnigen Aussehens „Wasseramarant“ genannt werden und ähnlich wie Kaviar schmecken sollen. In Frankreich kann man die Wanze in Spezialgeschäften für essbare Insekten in Beuteln kaufen. Sie wird gekocht ohne Flügel und Beine verkauft. Das protein-, kalzium- und eisenreiche Insekt kann zum Aperitif oder zum Salat verzehrt werden.
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