Fastfood
Im 20. Jh. änderten sich die Lebensgewohnheiten z.B. aufgrund von Verstädterung, Industrialisierung, Berufstätigkeit von Frauen, Zugang breiter Bevölkerungsschichten zu Freizeitaktivitäten, Urlaub und Reisen. Dies begünstigte das Essen ausserhalb der eigenen Wohnung und damit das Entstehen von Restaurantketten mit schneller Küche und minimalem Service.
Die Einführung der Fliessbandproduktion in die Küche
Tiefgreifende Veränderungen in Wirtschaft, Städtebau und Gesellschaft im 20. Jh. führten dazu, dass zunehmend ausser Haus gegessen wurde. So entstand ein neuer Restauranttyp mit einfacher, schneller Küche bei minimalem Service, der Ernährung grundlegend neu definierte: Das Fastfood entstand – zunächst in den USA parallel zur Verbreitung des Automobils in der Zwischenkriegszeit. Entlang der grossen Verkehrsadern schossen Hotdogbuden ebenso wie Drive-in-Restaurants, in denen das Essen direkt ans Auto gebracht wurde, aus dem Boden.
Ende der 1940er-Jahre entwickelten die Brüder McDonald eine neue, schnellere und billigere Zubereitungsmethode für Lebensmittel, um ihre Effizienz zu steigern. Sie strichen zwei Drittel der Gerichte sowie Geschirr und Besteck, sodass nur Hamburger und Cheeseburger mit Pommes Frites und Kartonbecher und -teller angeboten wurden. Ausserdem servierten sie zu allen Hamburgern die gleichen Beilagen (Ketchup, Zwiebeln, Senf, Essiggurken), die keinen ausgebildeten Koch erforderten, und wiesen jedem Mitarbeiter eine spezielle Aufgabe zu.
Statt Bedienung am Tisch stellten die Kunden sich an, um zu bestellen. Ein Angestellter übernimmt dann das Grillen der Hamburger, ein zweiter packt ein, ein dritter bereitet die Getränke vor, ein vierter frittiert die Pommes Frites und ein fünfter kassiert die Rechnung. Erstmals wurde das Prinzip industrieller Fliessbandfertigung auf eine Restaurantküche übertragen. Dieses System sollte das Gaststättengewerbe revolutionieren; es wurde von Fastfood-Ketten wie KFC, Pizza Hut, Taco Bell, Burger King, etc. kopiert, Ketten, die versuchen, ihre Kunden mit massiven Werbekampagnen, Sonderangeboten und Sponsoring zu binden. In den 1950er Jahren exportierten die grossen Marken ihr Erfolgskonzept aus den USA in die ganze Welt.
Trotz ihrer Attraktivität werden die Schnellrestaurantketten auch kritisiert. Vorwürfe richten sich insbesondere gegen die Niedriglohnpolitik, mögliche Gesundheitsrisiken durch die Speisen, Verwendung gentechnisch veränderter Organismen (GVO) sowie die durch Tierhaltung und Verpackungsabfall verursachten Umweltprobleme.
Notwendige Anpassungen an regionale Traditionen
In Europa wurden die Fastfood-Restaurants vor allem als US-Import wahrgenommen – zwar modern und exotisch, aber weit entfernt von den traditionellen Restaurants, in denen Tischdekoration und Bedienung ebenso wichtig sind wie die Speisen. In Entwicklungsländern dagegen war mit dem exotischen Reiz des amerikanischen Fastfoods ein gewisses Sozialprestige zulasten der regionalen, hausgemachten und billigeren Strassenküche verbunden. Heute ist ein Teil der Kundschaft vom Fastfood angetan; andere meiden diese Erfahrung.
Denn die Schnellrestaurants bieten nicht nur neue Produkte, sondern auch ein neues Ernährungsmodell, ein unterschiedliches Ambiente und eine anderes Muster sozialer Interaktion. Erst bezahlen, dann konsumieren und danach den Tisch selbst abräumen, ist nicht jedermanns Essensverständnis. In solchem Fall muss sich das Fastfood-Angebot den lokalen Sitten anpassen. Beispielsweise beschäftigt McDonald’s in Rio de Janeiro (Brasilien), in Caracas (Venezuela) und in Südkorea Bedienungspersonal. In Indien bieten Fastfood-Restaurants weder Schwein noch Rind an, dafür vermehrt vegetarische Gerichte für ihre hinduistische und muslimische Kundschaft. In Israel sowie in Ländern mit jüdischem Bevölkerungsanteil werden koschere Gerichte angeboten, ebenso wie Halal-Gerichte in muslimischen Ländern.
Ein breites Fastfood-Angebot
Es gibt heute eine Vielzahl verschiedener Fastfood-Angebote. Jede Kette hat ihre eigenen Spezialitäten: Sandwichs, Pizzas, frittiertes Hühnchen, Hamburger, japanische, chinesische, italienische, mexikanische, orientalische Küche, Gebäck, Eiscreme, Kaffee, Tee. Die meisten von ihnen bieten auch einige Desserts und eine Auswahl an Getränken an. Manche reichen Salate, Suppen oder vegetarische Gerichte.
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