Jüdisches Speise-gesetz – Fleisch/Milch trennen
Die in der Thora (jüdische Bibel) niedergelegten jüdischen Speisegesetze haben über die Jahrhunderte zu zahlreichen Interpretationen geführt. Ausdrücklich verboten sind der Verzehr von Blut, des Ischiasnervs und die Vermischung von Milch und Fleisch. Die Symbolik dieser Regeln spielt eine wichtige Rolle in der Religion und erfordert eine strenge Anwendung in der Praxis.
Die Ernährungsgebote
Für praktizierende Juden ist die Einhaltung der Kaschrut und der daraus folgenden Ernährungsgebote fundamental. Die Kaschrut stellt die Gesamtheit der Speisegesetze und -traditionen dar. Sie legt fest, welche Produkte verzehrt werden dürfen, welche gemieden und wie sie zubereitet werden sollen. Die rituelle Schlachtung von Tieren, Shechita genannt, ermöglicht die Beachtung zweier Gebote: Weder Blut, das mit dem Lebensprinzip gleichgesetzt wird, noch den Ischiasnerv zu verzehren.
Eine weitere, an drei Stellen der Thora erwähnte Ernährungsregel bezieht sich auf die Trennung von Fleisch und Milch: „Du sollst ein Zicklein nicht in der Milch seiner Mutter kochen“ (Exodus XXIII, 19 und XXXIV, 26 und Deuteronomium XIV, 21). Auch wenn dieses Gebot über die Zeiten zahlreiche Interpretationen erfahren hat, scheint es doch von der Mehrheit der Juden befolgt zu werden – auch von denen, die nicht alle Vorschriften strikt einhalten.
Das Verbot der Vermischung von Fleisch und Milch
Das Gebot der jüdischen Tradition, Milch und Fleisch nicht zu vermischen, war immer Gegenstand von Interpretationen. Die einen sehen darin eine Ausprägung der Unterscheidung zwischen zum Verzehr zugelassenen und ausgeschlossenen Tieren. Die anderen bringen dieses Gebot in Verbindung mit dem Ausschluss bestimmter, in der Thora erwähnter Mischungen wie dem Verbot, Tiere verschiedener Arten zu paaren. Eine andere Interpretation schliesslich ist symbolisch: die Ablehnung, das Leben (die Milch) mit dem Tod (dem Fleisch) zu vermischen.
Um das Gebot einzuhalten, Fleisch- und Milchprodukte nicht zusammen zu kochen und zu essen, müssen mehrere Regeln befolgt werden. Das beginnt in der Küche: Im Kühlschrank dürfen diese Produkte nicht miteinander in Berührung kommen. Zur Zubereitung müssen unterschiedliche Küchengeräte und unterschiedliches Geschirr verwendet werden. Küchengeräte und Geschirr werden jeweils getrennt gewaschen und aufbewahrt.
Für praktizierende Juden ist die Einhaltung der Kaschrut-Gesetze mit Mahlzeiten ausserhalb des häuslichen Bereichs nur schwer vereinbar – es sei denn in Restaurants unter rabbinischer Aufsicht. Andererseits hat die Kaschrut, die die jüdische Ernährung strukturiert, auch gewisse Anpassungen an die kulinarischen Traditionen der Residenz- und Aufnahmeländer von jüdischen Gläubigen erfahren, indem sie Zutaten und Rezepte dieser Länder verwendet.
Wartezeit zwischen Milch- und Fleischverzehr
Die jüdischen Regeln legen eine bestimme Wartezeit fest, bevor nach dem Verzehr eines Fleischgerichts eine mit Milch zubereitete Speise gegessen werden darf, damit sich beides im Magen nicht vermischt. Die Wartezeit ist allerdings kürzer, wenn ein Fleischgericht nach einem Milchgericht gegessen wird als im umgekehrten Fall.
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