Das Wildschwein
Das Wildschwein gehört in eine Familie mit dem Hausschwein, einer domestizierten Unterart. Je nach Ort und Zeit wurde das Wildschwein unterschiedlich beurteilt - als mutiges Tier oder als ‚schwarze Bestie‘: Es vermehrt sich rasch und wagt sich selbst in städtische Gebiete vor; Jäger schätzen zunehmend dieses Tier aus der Familie der Echten Schweine, zumal auch seine kulinarische Verwendung - ähnlich dem Hausschwein - vielfältig ist.
Ein grosser Klassiker
Das europäische Wildschwein (Sus scrofa) gehört wie auch die Unterart des Hausschweins (Sus scrofa domesticus) zur Familie der Echten Schweine. Es hat die Besonderheit, dass seine Eckzähne lebenslang wachsen. Der untere Eckzahn des Männchens wird ‚Hauer‘, der obere Eckzahn ‚Haderer‘ genannt. An jedem Huf hat es vier Zehen, die charakteristische Spuren hinterlassen. Die ältesten in Europa gefundenen Überreste des Sus scrofa sind 700 000 Jahre. Mit Ausnahme der skandinavischen Länder ist es in ganz Europa sowie in Afrika und Asien heimisch. In Nordamerika und Neuseeland führte der Mensch es ein.
Seit der Urgeschichte spielt das Wildschwein – wie alle Grosswildarten - eine wichtige Rolle für die menschliche Ernährung. Im Römischen Reich und zu Beginn des Mittelalters war die Wildschweinjagd besonders angesehen, da das Tier als mutig und gefährlich gilt, seinen Gegner angreift und sich furchtlos wehrt. Ab dem 12. Jh. wandelt sich das Bild des Wildschweins zur ‚schwarzen Bestie‘; sein Fleisch findet sich seltener auf den Tafeln der Adelshöfe, die Wasservögel und Hirsche bevorzogen.
Heute begeistern sich Jäger für das Wildschwein, das erneut als edel und wehrhaft gilt.
Wildschwein in Hülle und Fülle
Das Wildschwein lebt in der Gruppe. Sein Lebensraum ist zwar der Wald, es verfügt jedoch über eine beachtliche Anpassungsfähigkeit. Man trifft es in sumpfigen Gebieten, in Buschwäldern, Heiden oder in landwirtschaftlichen Anbauflächen an, wo es bedeutende Schäden stiftet. Seit dreissig Jahren vermehren sich die Wildschweine in Europa, sogar in Siedlungen und Stadträndern. Auf Nahrungssuche und um aus den Jagdgebieten zu flüchten sollen sich in Berlin 7000 bis 8000 Wildschweine aufhalten.
Wegen des häufigen Vorkommens wird das Wildschwein immer wieder in Treibjagden zur Strecke gebracht. Treiber scheuchen die Tiere auf die Schützen zu. Bei der Jagd mit Hunden verfolgen diese das Wild. Auch die Ansitzjagd, bei der sich der Jäger hinter einem Verschlag aus Zweigen versteckt, wird praktiziert. Die Pirsch auf das nachtaktive Wildschwein ist dagegen weitaus seltener: Es wäre schwierig, es nachts aufzuspüren und zu verfolgen.
Nach alter Tradition erweist der Jäger dem Tier nach dem Erlegen die letzte Ehre: dem Tier wird ein Eichenzweig ins Maul gesteckt. Wie jedes Wild muss das Wildschwein sofort nach dem Erlegen ausgenommen werden, da die Gärung der im Gedärm enthaltenen Nahrung die Fleischqualität beeinträchtigt.
Verwendung des Wildschweins
Das junge Wildschwein (Frischling) bietet exquisites Fleisch. Sein Geschmack wird mit zunehmendem Alter intensiver, weshalb man es oft mariniert. Wie beim Hausschwein können alle Teile verzehrt werden: Kopf, Schwanz, Lende, Schulter, Keule usw. Das Fleisch ist weniger fett und aromatischer als das des Hausschweins. Man kann es zu Pastete, Würstchen oder – bei alten Tieren – Salami verarbeiten.
Die Wildschweinborsten eignen sich zur Herstellung von Haarbürsten.
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