Das Pessachfest
Eine Woche lang erinnert das Pessachfest an den Auszug der Israeliten aus Ägypten (Exodus). Das Wesen des Pessach (urspr.: ‚Überschreitung‘, später: ‚der Mund erzählt‘) ist das Erzählen, die mündliche Überlieferung der Ereignisse. Im Mund treffen sich das Wort und die Speise. Wie die Erzählung vom Exodus das Pessachmahl einleitet, so erzählen die verschiedenen Speisen von den Prüfungen, die das Volk Israel bei seinem Zug aus der Knechtschaft in die Freiheit bestehen musste.
Die Geschichte des Exodus
Pessach hat seine Wurzeln in der Thora, der jüdischen Bibel. Gott verkündet Abraham, dass seine Nachkommenschaft reich und gross sein werde, doch dass sie eine lange Zeit der Versklavung erdulden müsse, ehe sie frei sein werde. Die göttliche Offenbarung wird Realität: Der Pharao nahm das prosperierende jüdische Volk in ägyptische Sklaverei und verurteilte alle jüdischen Jungen zum Tod durch Ertrinken im Nil. Moses, der von der Tochter des Pharao aus den Fluten gerettet wurde, kehrte erfüllt von der göttlichen Mission, das Volk Israel aus der Knechtschaft zu befreien, nach Jahren des Exils nach Ägypten zurück. Er bittet den Pharao mehrmals, sein Volk ziehen zu lassen, damit es Gott mit einem Fest in der Wüste danken könne. Der Pharao verweigert dies zehn Mal, und so gehen die ‚zehn Plagen‘ auf das ägyptische Volk nieder, deren letzte die Erstgeborenen der Ägypter hinwegrafft. Bevor diese Plage eintrifft, befiehlt Gott den Israeliten, ein Lamm zu schlachten, sein Fleisch mit ungesäuertem Brot und bitteren Kräutern zu essen und die Türstürze und -pfosten ihrer Häuser mit dem Blut zu bestreichen. Der Engel, der zur Erde geschickt wurde, um die Bestrafung auszuführen, würde das Blut sehen und so die Israeliten verschonen. Aus der Knechtschaft befreit, beginnt die Nachkommenschaft Abrahams ihren Zug ins Land Israel.
Nahrung als Erzählung
Pessach ist eines der wichtigsten Feste des Judentums. Es dauert eine Woche und folgt Regeln und Praktiken, die von Gläubigen streng eingehalten werden müssen.
Alle Chametz, fermentierte oder Hefe enthaltende Lebensmittel, sind verboten; nicht nur sie zu essen und zu trinken, sondern sogar sie zu besitzen. Zur Vorbereitung auf das Fest wird das Haus gründlich gereinigt, um alle Spuren solcher Speisen zu beseitigen. Daneben ist es üblich, dass die Gläubigen Geschirr und Kochgeschirr benutzen, das ausschliesslich zu Ostern verwendet wird.
Am Vortag des Pessachfests fasten die Erstgeborenen in Erinnerung an die zehnte Plage, die über Ägypten kam. An den Abenden der ersten beiden Tage findet der Seder statt, das Erinnerungsessen. Es wird im Familienkreis gefeiert, wobei die Kinder eine besondere Stellung einnehmen. So, wie die Haggada (die Erzählung vom Exodus) das Mahl eröffnet, so erzählen die verschiedenen verzehrten Speisen auf ihre Art von der Prüfung, die das Volk Israel bei seinem Zug aus der Knechtschaft in die Freiheit bestehen musste. Im Mund treffen sich das Wort und die Speise. Die auf einem Tablett servierten ungesäuerten Brote, der Knochen und die bitteren Kräuter (Meerrettich, Romana-Salat oder Endivien) symbolisieren das göttliche Gebot vor dem Auszug, und das Ei die Trauer bzw. den Lebenskreis. Ein Kompott aus Datteln, Äpfeln, Nüssen und Wein, Charosset genannt, steht für den Mörtel und die harte Arbeit in der Sklaverei. Neben dem Tablett symbolisiert die Schale mit gesalzenem Wasser, in die man den Karpas (Sellerieblätter oder Petersilie) taucht, die Tränen der Unterdrückten. Die Becher mit Wein oder Traubensaft erinnern an die vier Schritte der Befreiung des jüdischen Volkes.
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