Das Gehirn
Das Gehirn ermöglicht die Wahrnehmung und Interpretation der äusseren Welt. Durch die Mitwirkung an lebensentscheidenden Vorgängen wie Herzschlag, Atmung und Ernährung ist es als Organ überlebensnotwendig.
Anatomie eines genau gegliederten Organs
Das Gehirn, eine rosagraue Masse mit einer an eine Walnuss erinnernden Oberflächenstruktur, lässt nicht vermuten, dass es bemerkenswerte Fähigkeiten besitzt. Das Gehirn macht ca. 2% unseres Körpergewichts aus und besteht aus Milliarden von Nervenzellen: den Neuronen. Das Grosshirn stellt einen der Gehirnteile dar (neben dem Zwischenhirn, dem Hirnstamm und dem Kleinhirn) und besteht aus zwei gleich grossen Hälften. Die Oberfläche dieser Hälften ist fast vollständig von Falten, Gyri genannt, sowie von Furchen durchzogen. Das Gehirn besteht zum grössten Teil aus einer weisslichen Masse (weisse Substanz), während seine Oberfläche von einer feinen Schicht grauer Materie bedeckt ist (Grosshirnrinde oder graue Substanz). Die farbliche Differenzierung liegt darin begründet, dass die Hirnrinde hauptsächlich aus Nervenzellen besteht, während die weisse Substanz von einer Anhäufung von Axonen (Nervenzellfortsätze) gebildet wird, die die unterschiedlichen kortikalen Bereiche miteinander verbinden. Im Innern des Gehirns stehen vier Ventrikel, Hohlräume in Form eines C, miteinander in Verbindung. In diesen Ventrikeln sowie rund um das Gehirn agiert der Liquor cerebrospinalis (oder Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit) wie ein Kissen und schützt das Gehirn vor Erschütterungen.
Notwendig für alle Lebensprozesse
Der Kortex oder die Grosshirnrinde steht an der Spitze des Nervensystems. Er ermöglicht dem Menschen, sich selbst wahrzunehmen und Empfindungen zu haben, und ist für die Kommunikation, die Erinnerung, die Bewegung und den Verstand verantwortlich. Es handelt sich also um ein lebensnotwendiges Organ, das für die Regulierung aller Vitalfunktionen sorgt. Es ist in vier Lappen unterteilt: Frontal– (Stirn-), Parietal- (Scheitel-), Okzipital- (Hinterkopf-) und Temporal- (Schläfen-). Diese Lappen wiederum sind in zahlreiche Bereiche unterteilt (über 50 insgesamt), die sogenannten Brodmann-Areale. Einige dieser Areale sind für ganz bestimmte Funktionen wie die Sprache verantwortlich, während komplexere Funktionen wie das Gedächtnis mehrere Areale zu umfassen scheinen. Das Grosshirn erhält über die Nerven (sensorische Nervenbahnen) Informationen vom ganzen Körper. Es integriert, analysiert und reagiert auf sie, indem es über die Nerven (motorische Nervenbahnen) neue Signale an die betreffenden Körperteile aussendet.
Das Gehirn, die Sinne und die Ernährung
Das Verdauungssystem liefert die für das Funktionieren der Gehirnzellen benötigten Nährstoffe. Das Gehirn wiederum kann – abhängig von Konzentrationsänderungen bestimmter Nährstoffe und Hormone im Blut wie Zucker oder Insulin - auf Hunger- und Sättigungsgefühle reagieren. Der Magen beispielsweise kann dem Gehirn ein Signal senden, dass er gefüllt ist, und so ein Sättigungsgefühl auslösen. Bei der Ernährung geht es jedoch nicht nur um Hunger und Sättigung, sondern sie sorgt auch für Geschmacksempfinden und Glücksgefühle. Die Geschmackswahrnehmungen werden von der Zunge an das Gehirn weitergeleitet und im Geschmacksareal der Hirnrinde analysiert. Das Gehirn erkennt so die unterschiedlichen Geschmacksrichtungen der Nahrungsmittel, denn jedes Nahrungsmittel stimuliert eine Gruppe von Neuronen in diesem Areal. Das Gehirn löst auch andere Ereignisse aus - z.B. Reflexe, die wie Speichel- und Verdauungssaftproduktion mit der Verdauung zu tun haben.
Livre
MARIEB, Elaine N., 2005. Anatomie et physiologie humaines. Adaptation de la 6e edition américaine (René Lachaîne). Pearson Education France