Das Fest der Escalade
Alljährlich am 12. Dezember findet in Genf im Gedenken an den Angriff der savoyardischen Truppen auf die Stadt im Jahr 1602 das Fest der Escalade („Kletterei“) statt. Die Genfer versammeln sich zu diesem Anlass zu einer Gedenkfeier und einem Festmahl um einen Kochtopf aus Schokolade.
Die Schlacht und die Legende der „Mère Royaume“ (Mutter Königreich)
Im Morgengrauen des 12. Dezember 1602 griff Herzog Karl Emanuel I. mit seinen savoyardischen Truppen die von ihm seit langem begehrte wohlhabende Stadt Genf an. Die überraschten Genfer Soldaten wehrten sich erfolgreich und konnten den Feind abwehren, der bereits die Festungsmauern der calvinistischen Stadt erklommen hatte. Dieser Schlacht wird heute mit dem Fest der Escalade gedacht.
Die Entstehungslegende des Festes erzählt, dass eine Frau, genannt „Mutter Königreich“, einen feindlichen Soldaten erschlug, indem sie einen gusseisernen Kochtopf voll Gemüsesuppe (mit saisonalen Produkten - vor allem Kohl, Zwiebeln, Rüben, weisse Rüben, Lauch) auf ihn warf. Der Kochtopf wurde zum Signet der Escalade und dient seit dem 17. Jh. für das Gedenken des Ereignisses.
Festmahl
Das Fest der „Escalade“ wird am 12. Dezember ausschliesslich in der Stadt Genf gefeiert. Heute treffen sich die Einwohner der Stadt zu einem Stadtlauf, einem Nachtumzug und Freudenfeuern, um gemeinsam den Sieg über die Savoyer zu feiern. Im 19. Jh. servierten Genfer Familien als Festmahl gefüllten Truthahn, Genfer Kardonen, gelegentlich auch Reissuppe. Heute wird nach dem Festessen ein Kochtopf aus Schokolade zerschlagen, so dass sein Inhalt − Marzipangemüse, Bonbons und Knallkörper − herausfällt. Während die Familien diese Tradition ein wenig vernachlässigen, führen die Schulen sie fort, indem sie den Kindern anbieten, die Suppe und den Schokoladenkochtopf zu Ehren der „Mutter Königreich“ zu verzehren.
Die Nachbildung des Kochtopfs in Schokolade
Der Schokoladenkochtopf tritt nicht vor 1870 auf. Da Schokolade im 19. Jh. ein teures Nahrungsmittel war, hat man den Kochtopf zuerst aus Nougat hergestellt. Über die Zeit wurde er zum Wahrzeichen des Festes. Der mit dem Adler und dem Schlüssel des Genfer Wappens geschmückte Kochtopf, der am Ende des Festmahls zerschlagen wird, besteht heute aus Schokolade und wird mit Marzipangemüse, Bonbons und Knallkörpern gefüllt.
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