Bienen
Bienen sind Insekten aus der Ordnung der Hautflügler. Sie ernähren sich von Nektar und Pollen und bestäuben dabei die Pflanzen. Die meisten Arten sind Einzelgänger, nur 10% leben in sozialen Gemeinschaften – so Apis mellifera, die Europäische Honigbiene. Sie ist weltweit meistverbreitet und, wie ihr lateinischer Name sagt, produziert Honig als Nahrungsreserve. Die soziale Organisation der Bienenvölker ist faszinierend.
Die Arbeitsteilung im Bienenstock
Das Volk der Honigbiene kennt verschiedene Klassen: die Königin, die Arbeiterinnen und die (männlichen) Drohnen. Die Königin legt Eier und sichert so den Fortbestand des Bienenvolks, die Arbeiterinnen übernehmen alle Funktionen für Ausbau und Überleben des Volks, die Drohnen befruchten die Königinnen. Seit Millionen von Jahren bewahrt das Schwärmen den Fortbestand der Art. Dabei versammeln sich mehrere zehntausend mit Honig gesättigte Arbeiterinnen um die Königin. Das Schwärmen dient zur Teilung des Volkes. Der in offensichtlicher Kohäsion um die Königin formierte Schwarm lässt im alten Stock das Nest mit der Brut, ein Drittel der Arbeiterinnen sowie die kurz vor dem Ausschlüpfen stehenden königlichen Brutzellen zurück. Nach einem gnadenlosen Kampf zwischen den rivalisierenden Königinnenkandidatinnen tritt die siegreiche junge Königin an die Stelle ihrer ausgeschwärmten Vorgängerin. So wird das Volk erneuert und kann sich weiterentwickeln.
Bienen und Honigproduktion
Honig ist die Nahrungsreserve des Stocks. Die Pollen sammelnden Bienen sind die ältesten des Volkes. Sie suchen nach zuckerhaltigen Stoffen: Nektar (wässrige Lösung aus den Blüten) und Honigtau (zähflüssiges Ausscheidungsprodukt von saugenden Insekten auf Pflanzen). Diese zuckerhaltigen Stoffe werden in einen Nahrungsvorrat umgewandelt, den Honig. Die Ernte der Honigsammlerinnen, die Tracht, wird von den jungen Arbeiterinnen in Empfang genommen, die sie mit Enzymen anreichern. Enzyme sorgen dafür, dass sich einige Zucker zersetzen, andere sich zusammenfügen. Der fertige Honig kann bis zu zwanzig verschiedene Zuckerarten enthalten, wobei Fruktose und Glukose am häufigsten sind. Andere Arbeiterinnen entziehen der Tracht Wasser, indem sie immer wieder Tropfen für Tropfen hinunterwürgen und sie anschliessend mit der Zunge als dünne Schicht im trockenen Bienenstock ausbreiten. Danach lagern sie den Honig in den Wachszellen, in den Waben des Bienenstocks. Andere Bienen fächeln durch Flügelschlagen Luft von aussen in den Bienenstock, die sich dort auf 30°C aufheizt und den Honig trocknet. Sobald eine Zelle gefüllt ist und der Honig unter 18% Wasser enthält, wird sie mit einem Wachsdeckel verschlossen.
Die Produkte des Bienenstocks
Pollen und Gelee royale, die Nahrung der Bienen beziehungsweise der Königin, können aus dem Stock entnommen und verkauft werden. Das von den Bienen ausgeschiedene Wachs und die Propolis, ein Kleber, der an den Baumknospen gesammelt wird, dienen zu Bau und Abdichtung der Waben. Stradivarius und andere Geigenbauer verwendeten Propolis als Lack für ihre Instrumente. Bienenwachs dient seit langem zur Herstellung von Kerzen. Über Jahrtausende war der Mensch nur ein Honigsammler; erst in der Antike entwickelte sich die Imkerei. Apis mellifera wird heute weltweit gehalten. Um den Honig zu gewinnen, entdeckelt der Imker die Waben und stellt sie in eine Schleuder, die den Honig mittels Zentrifugalkraft austreibt.
Eine bedrohte Art?
Die seit 30 Millionen Jahren lebenden Bienen mussten schon viele Klimaveränderungen durchstehen und überstanden manche Krankheiten und Schädlinge. Heute geht ihre Art in beunruhigender Weise zurück. Nicht nur die sinkende Zahl der Wildbienen, sondern auch immer häufiger das Absterben ganzer Völker in domestizierten Stöcken wird beobachtet: man spricht vom Bienensterben. Die Wissenschaft versucht, dessen Ursachen zu erforschen. Die Varroamilbe (Varroa destructor), ein Parasit aus Asien, befällt ganze Völker und wird zur ernsten Bedrohung. Auch der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft scheint bei diesem Phänomen im Spiel zu sein. Manche Forscher vermuten sogar die Beteiligung von Mobilfunkwellen.
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