Die Atkins- und Dukan-Diäten
In den 1970er Jahren wurden die Ärzte Robert Atkins und Pierre Dukan mit zwei Diäten populär, die zugunsten von Proteinen die Kohlenhydrate als Brennstoff des Organismus und nicht den Fettverbrauch einschränken. Beide Diäten liefen gegen den Trend und sind bis heute umstritten. Ihre langfristige Wirkung lässt sich nicht nachweisen.
Der natürliche Körper-Brennstoff wird reduziert, um Gewicht zu verlieren
Stärkehaltige Nahrungsmittel sind unsere Hauptenergiequelle; sie finden sich in Empfehlungen für ausgewogene Ernährung von Organisationen wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Robert Atkins suchte nach einer Diät zur Gewichtsreduktion; 1972 schlug er vor, Kohlenhydrate drastisch zu reduzieren und sie durch Proteine oder Lipide zu ersetzen. Ohne Kohlenhydratzufuhr sollte der Körper die als Lipide im Gewebe gespeicherte Energie nutzen. Die Atkins-Diät zielte auf Fett- und damit Gewichtsabbau. Sie ist eine protein- und potenziell fettreiche Ernährung, die Stärkehaltiges wie Getreide, aber auch Früchte, Zuckerhaltiges sowie Milchprodukte ausschliesst und Fleisch, Fisch, Eier, tierische Fette, Gemüse, Käse etc. ohne Limit erlaubt. Sie beschränkt somit nicht die Kalorienzufuhr. Die Diät läuft in vier Phasen ab: beginnend mit der drastischen Reduktion von Zucker, Stärkehaltigem, Hülsenfrüchten, Früchten, Milch, Joghurt und endend mit der partiellen Rückkehr zu Getreide, Obst und Milchprodukten. Die ursprüngliche Atkins-Diät sah erhöhten Verbrauch tierischer Fette vor, weshalb sie als potentiell verantwortlich für Herz-Kreislauf-Erkrankungen angesehen wurde. Bis heute werden Studien zur Atkins-Diät durchgeführt: Bei kurz- und mittelfristiger Gewichtsreduktion – anfangs hauptsächlich durch Wasserverlust – variieren die Ergebnisse nach einigen Monaten bis Jahren. Wer die Diät beendet, neigt dazu, zum ursprünglichen Gewicht oder sogar darüber hinaus zuzunehmen.
In 2000 propagierte der Arzt Pierre Dukan ebenfalls eine kohlenhydratarme, proteinreiche Diät mit besonderem Augenmerk auf Fettvermeidung. Aus praktischen Gründen schlug er eine Beschränkung auf 72 Proteine und 28 Gemüsesorten vor. Darüber hinaus empfahl er ballaststoffreichen, sättigenden Hafer. Diese Proteindiät erlaubt in der Startphase – von einer bis zu acht Wochen – keine zuckerhaltigen Lebensmittel und konzentriert sich auf magere, proteinreiche Nahrung. Zuckerhaltiges wie Früchte, manche Gemüse, Brot, Nudeln, Reis usw. sind während der Stabilisierungsphase in geringen Mengen wieder zugelassen.
Proteine haben den Vorzug, bei gleichem Kaloriengehalt sättigender zu sein als stärkehaltige Lebensmittel, besonders Einfachzucker. Auf Proteine statt Zucker und Stärke setzende Diäten sollen für geringe, der Gewichtsreduktion förderliche Kalorienzufuhr sorgen. Zwar wird Menschen mit Niereninsuffizienz von solchen Diäten abgeraten, bei Gesunden führt hohe Proteinzufuhr nicht zur Nierenfunktionsstörung. Allerdings schränken diese Diäten Getreide und Hülsenfrüchte ein, die als Quelle von Mikronährstoffen und Ballaststoffen für die gesunde Darmflora nötig sind.
Für kurz- oder mittelfristigen Gewichtsverlust können sich die proteinreichen, kohlenhydratarmen Atkins- und Dukan-Diäten als sinnvoll erweisen. Über ähnliche, sog. ‚ketogene‘ Diäten gibt es medizinische Forschungen zu Epilepsie mit ermutigenden Ergebnissen. Allerdings sollte man wissen, dass diese klinischen Studien Gesundheitsrisiken gegen Gesundheitsvorteile halten, sich also nicht auf gesunde Menschen übertragen lassen. Nach heutigem Stand empfiehlt die medizinische Wissenschaft, für Gewichtsverlust und Gesundheitserhalt den Ernährungsempfehlungen öffentlicher Gesundheitsorganisationen zu folgen: sich abwechslungsreich und ausgewogen ernähren und längerfristig keine Nährstoffgruppe ausschliessen.
Livre
DUKAN, Pierre, 2000, Je ne sais pas maigrir – Ma solution en 4 étapes pour maigrir durablement. Editions Flammarion, 224p, ISBN:2-08-202546-2
Articles
FERDMAN Roberto A., 2015, Why diets don’t actually work, according to a researcher who has studied them for decades, Wonkblog - Washington Post, published online 04.05.2015 (last accessed 07.04.2017)
ASTRUP, Arne, LARSEN, Thomas Meinert, HARPER, Angela, 2004, Atkins and other low-carbohydrate diets: hoax or an effective tool for weight loss?. The Lancet, 2004, vol. 364, no 9437, p. 897-899.
(http://doi.org/10.1016/S0140-6736(04)16986-9)
HESSION, M., ROLLAND, C., KULKARNI, U., WISE, A., BROOM, J., 2009, Systematic review of randomized controlled trials of low‐carbohydrate vs. low‐fat/low‐calorie diets in the management of obesity and its comorbidities. Obesity reviews, 2009, vol. 10, no 1, p. 36-50. (DOI: 10.1111/j.1467-789X.2008.00518.x)
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MARTIN, William F., ARMSTRONG, Lawrence E., RODRIGUEZ, Nancy R.,2005, Dietary protein intake and renal function.Nutrition & metabolism, 2005, vol. 2, no 1, p. 25. (DOI: 10.1186/1743-7075-2-25)
(https://nutritionandmetabolism.biomedcentral.com/articles/10.1186/1743-7075-2-25)