Essen – Die Essenz des Lebens
Das Herzstück des neuen Museums ist die frisch eingerichtete Dauerausstellung, die den Besucher ins Zentrum des Interesses rückt: den Körper mit all seinen Funktionen, dessen gesellschaftliche und geografische Verortung. Dem Besucher wird mithilfe praktischer und digitaler Erfahrungen, der Möglichkeit zur Informationsrecherche sowie spielerischer Lernprozesse bewusst, wie komplex das Thema Ernährung ist, wenn man es global und durch alle Zeiten hindurch betrachtet. Am Ende des Rundgangs versteht er die komplexen Bedeutungsebenen einer scheinbar so banalen Handlung wie dem Essensakt besser. Mittelpunkt der beeindruckenden Szenographie ist eine grosse, immersive und interaktive Installation pro Themenbereich.
Thema Essen: Ich und die Welt um mich herum
Woher kommen die Nahrungsmittel und wie werden sie produziert? Wie können sie transportiert und für den Winter haltbar gemacht werden? Welche Schnitt-, Gar- und Zubereitungsmöglichkeiten gibt es, um daraus wohlschmeckende Gerichte zu bereiten? In diesem ersten Bereich erkundet der Besucher die Welt der Nahrungsmittel, die ihm eine elementare Frage beantwortet: „Was esse ich?“
Der erste Raum entführt den Besucher in eine idyllische Naturlandschaft. Umgeben von interaktiven Projektionen betrachtet er im Zeitraffer das Wachstum von Nahrungsmittel vom Ursprung oder Keim bis zum fertigen Produkt - z.B. die Entwicklung von Mais oder Hopfen, die Aufzucht von Schweinen oder Stören oder die Herkunft sprudelnden Quellwassers.
Hat der Besucher die unendliche Vielfalt unserer Nahrungsmittel erkundet, geht er weiter zur Produktion, eine Abteilung, die ein Licht auf die weltweit existierenden Nahrungsketten wirft. Die zum Pflücken und Jagen oder Aufzucht und Anbau dienenden Objekte werden in Vitrinen, aber auch mithilfe von Medienstationen mit 3D-Ansichten in ihren Kontext eingebettet.
Um sich die Transportwege der Nahrungsmittel nach ihrer Produktion vor Augen zu führen, kann sich der Besucher auf einer interaktiven Bildschirmwand verschiedene Transportrouten aufzeigen lassen - eine unterhaltsame Methode, um Fragen der Logistik und Distribution kennenzulernen.
Produktion und Transport sind Vorgänge, die Appetit machen. Doch bevor es zu Tisch geht, müssen die Nahrungsmittel noch verarbeitet werden. Um die Verarbeitung, die Konservierung sowie die handwerkliche und industrielle Zubereitung von Nahrungsmitteln zu verstehen, stehen dem Besucher wiederum Objekte in Vitrinen, interaktive Medienstationen und gefilmte Interviews zur Verfügung. Er kann sogar mithilfe eines grossen Spieltischs mit Touchscreen einen Blick in die Küche werfen und sich mit interaktiven Spielen über Rezepte und Kochtechniken informieren.
Thema Gesellschaft: Ich und die anderen
Im Bereich Gesellschaft setzt sich der Besucher mit seinen sozialen Beziehungen auseinander. Der Essensakt gilt beim Menschen als Indikator für den gesellschaftlichen und kulturellen Status, der uns hilft, uns angemessen zu benehmen und das Verhalten der Anderen zu verstehen. Bei einer Abendessenseinladung knüpfen wir Kontakte, zeigen unseren Sozialstatus, pflegen gesellschaftliche Rituale und führen gesellige Bräuche fort - für Gäste und Gastgeber eine subtile Art der Selbstdarstellung. Der Bereich Gesellschaft zielt auf Wissens- und Erfahrungsaustausch und beginnt folgerichtig mit der Frage „Wie esse ich?“ Die drei grossen Themen des Rundgangs zeigen, dass Essen nicht nur ein vitales Grundbedürfnis, sondern auch eine grundlegende soziale Funktion ist.
In einem mit Fotografien und persönlichen Zeugnissen geschmückten intimen Raum lernt der Besucher, bis zu welchem Grad Erziehung und familiäres Umfeld die Beziehung zum Essen prägen. An einer Mitteilungswand kann er sich neuen gesellschaftlichen Phänomenen wie Hashtags oder Foodporn stellen. Von New York bis Seoul: #pizza, #burger oder auch #bulgogi erinnern an unsere Vorlieben und unsere kosmopolitischen Essens-Erlebnisse. Aber die Tatsache, dass Teile der Welt zum Essen schweigen, belegt eine weitere Realität und zeigt die Grenzen des Ernährungswohlstands auf...
An einer Medienstation können Interessierte an der Madeleine von Marcel Proust, einer Art kollektiven Gedächtnisses des Essens von und für Besucher mitwirken, das aus Kindheitserinnerungen, Tipps und Gastroselfies besteht Jedermann ist frei, sein Lieblingsrezept zu hinterlassen, das vielleicht von den Köchen des Alimentarium nachgekocht wird!
Im weiteren Verlauf des Rundgangs wird den Besuchern bewusst, wie sehr ihre Vorlieben und Gewohnheiten von über die familiäre Herkunft hinausgehenden sozialen und kulturellen Faktoren abhängen, d.h. den Schnittpunkt vielfältiger Einflüsse darstellen. Jede Gesellschaft, jede Kultur legt fest, welche Nahrungsmittel gewünscht oder verboten sind, und welche Speisen Initiationscharakter haben. Neben kulturellen oder religiösen Tabus nimmt unsere Zeit „begierig“ neue Ernährungsregeln mit weniger Salz, weniger Zucker etc. auf. Vor einer Serie grossformatiger Fotografien kann der Besucher der Frage nachgehen, wie die verschiedenen Essgewohnheiten hier und anderswo, aber auch Gestern und Heute aussehen. Welche Konsequenzen hat die Ernährung auf Gesundheit, Umwelt, das Leben anderer Menschen? Warum essen wir z.B. „ohne Hunger“?
Den Tisch zu decken ist etwas Besonderes - in allen Ländern und zu allen Zeiten. Ein interaktiver, mehrere Spiele zum Thema Tischsitten verschiedener Kulturen enthaltender Tisch stellt unterhaltsam einige der sich darin manifestierenden Werte und Überzeugungen dar. Zum Abschluss steht der Besucher vor einer lebendigen, bunten Bildwand, vor der Objekte der Museumssammlung zu sehen sind. Hier entfaltet sich noch einmal der Reichtum der Essensriten, Essensfeste und Essensorte in aller Welt.
Thema Körper: Ich und mein Inneres
Die letzte Station der Ausstellung, der Bereich Körper, lädt zu drei elementaren Fragen ein: „Wie nehme ich wahr, was ich esse? Warum esse ich? Welchen Einfluss haben Essgewohnheiten auf die Gesundheit?“
Im ersten Raum betritt der Besucher die Welt des Gehirns mit riesigen Neuronen-Modellen und erfährt, wie unsere fünf Sinne funktionieren. Bei diesem unterhaltsamen Rundgang entdeckt er, dass er seine kleinen grauen Zellen in jedem Alter trainieren kann. Einige praktische und schmackhafte Erlebnisse zeigen ihm, dass uns unsere Sinne manchmal täuschen, und dass Erziehung sowie geografische, familiäre und soziale Gegebenheiten eine wichtige Rolle bei unserer Essensauswahl und Essensvorlieben spielen.
Wer hat nicht schon geträumt, durch den Verdauungstrakt zu reisen, um die Geheimnisse seiner Funktionsweise zu lüften? Für einige Minuten schlüpft der Besucher unter die Schale eines Apfels. Zerkleinert, durchgeknetet und von Enzymen zerlegt, lernt er die entscheidende Rolle der Nahrungsmittel beim Bau, bei der Funktion und beim Schutz des Körpers kennen. Er versteht, warum die Entscheidung für eine richtige Ernährung der beste Garant für die Gesundheit ist.
Zum Abschluss können sich die jüngeren Besucher einen Spass daraus machen, ihre während der Besichtigung erworbenen Kenntnisse zu vervollständigen. Als Verbindung zur digitalen Lernplattform und dem physischen Museum konzipiert, bietet der GameRoom Spiele mit erweiterter Realität (augmented reality), an denen mehrere Personen teilnehmen - ein Raum, der alle Sinne gefangen nimmt und das bei der Besichtigung erworbene Wissen vertieft. Das Spiel Digestix lädt dazu ein, die mechanischen und chemischen Abläufe in den Organen des Verdauungstrakts zu erkunden, während Nutrix es ihnen erlaubt, die Zusammensetzung der Nahrungsmittel zu enträtseln.