Sorghumhirse
Sorghumhirse ist eine seit alters bekannte Getreideart. In zahlreichen Regionen ist sie vor allem bei Nahrungsmittelknappheit nicht wegzudenken. Da die Pflanze nur wenig Wasser benötigt, gedeiht sie auf jedem Bodentyp. Die Pflanzenteile dienen zur Ernährung, aber auch anderen alltäglichen Lebensbedürfnissen. Derzeit wird Sorghumhirse in den USA und in Europa hauptsächlich als Futterpflanze angebaut.
Die Verbreitung von Sorghumhirse und ihre verschiedenen Bezeichnungen über die Zeit
Sorghumhirse, ursprünglich aus Zentralafrika stammend, wurde gegen 8000 v. u. Z. in Äthiopien und im Sudan nutzbar gemacht. Von dort aus wurde sie in Ost- und Südafrika verbreitet.
Wandmalereien und archäologische Ausgrabungen zeigen, dass Sorghumhirse bereits im 7. Jh. v. u. Z. in Ägypten angebaut wurde. Über die Seidenstrasse gelangte sie zunächst in den Mittleren Osten, anschliessend nach Indien und im 2. Jh. v. u. Z. nach China. Plinius beschreibt in seinen Schriften, dass sie in Rom bereits zu Beginn der christlichen Zeitrechnung vorkam.
Im 16. Jh. führten die europäischen Entdecker Sorghumhirse in der Neuen Welt ein; im 17. Jh. wurde sie jedoch auch von Guinea aus in die amerikanischen Kolonien geliefert.
Sorghumhirse – das Wort stammt vom italienischen sorgum aus dem lateinischen suricum granum (syrisches Korn) - hat mehrere Bezeichnungen, die ihre Verbreitung in Zeit und Raum bezeugen: In Afrika heisst sie ‘grobe Hirse’, im Mittleren Osten ‘ägyptischer Weizen’ und in Asien ‘indische Hirse’. Die unterschiedlichen Umweltbedingungen ihrer Anbauländer erklären die Sortenvielfalt dieser Getreideart.
Versorgung von Mensch und Tier - von der Wildpflanze bis zur Zucht
Sorghumhirse aus der Familie der Süssgräser mit weitem Blütenstand und tiefen Wurzeln umfasst heute fünf Kernsorten. Die von Menschen verzehrte Sorte ist die Körnerhirse, Sorghum bicolor L. Sie verträgt Hitze, Trockenheit, salzige, kalkhaltige und sogar aufgeweichte Böden. Körnerhirse besitzt die Fähigkeit der schnellen Photosynthese; sie ist bereits nach 120 Tagen reif und kann dreimal im Jahr geerntet werden. Heutzutage wird diese ursprünglich aus ariden Klimazonen stammende Getreideart weltweit, auch in gemässigtem Klima, kultiviert. Die unterschiedlichen Sorghumhirse-Sorten für Tierfutter werden in den USA (führender Produzent auf der gesamten Welt) und Europa (Frankreich, Italien, Spanien) extensiv angebaut. Futterhirse ersetzt als günstige Alternative Mais: Nährwert und Ertrag sind gleich wie bei Mais, jedoch benötigt sie zweimal weniger Wasser als jener.
Vielerlei Verwendungsmöglichkeiten: Brei, Popcorn, Sirup, sogar Besen oder Biokraftstoff
Als traditionell angebaute Nutzpflanze wird Sorghumhirse in zahlreichen Ländern Afrikas, Asiens und Mittelamerikas mit hoher Bevölkerungsdichte verzehrt; aufgrund ihres hohen Ertrags ist sie gerade in Zeiten von Hungersnöten geeignet. Sie wird als Korn, Griess, Mehl, mit Malzextrakt angereichert oder vergoren verwendet. Sie kann im Ganzen wie Reis gekocht oder zu einer Art Popcorn gebraten werden. Als Mehl (glutenfrei, wird aber schnell ranzig) dient sie für Fladenbrot, Griessbrei oder feinen Brei. Sie lässt sich auch zu einem Malzgetränk verarbeiten (Dolo, afrikanisches Bier) oder vergären (Maotai, chinesischer Schnaps).
Mit Hilfe von Zuckerhirse wird Sirup und Melasse hergestellt. Zuckerhirse lässt sich nicht in Zucker umwandeln, da sie nicht genügend Saccharose enthält, um zu kristallisieren. Wie die Körnerhirse geht sie ebenfalls in die Silage, eine Konservierungsmethode für Grünfutter, oder dient zur Produktion von Schnaps oder Biokraftstoff. Es werden alle Teile der Pflanze verwendet, z. B. die abgezogenen Blütenschäfte und die Faserreste für Besen, Matten und Flechtarbeiten. Einige Sorghumhirsesorten haben therapeutische und kosmetische Wirkungen. Andere Sorten werden zum Färben von Stoffen und Häuten verwendet; wieder andere dienen zur Herstellung von Papier oder Biomaterialien.
Ernährung
Sorghumhirse mit fast dem Nährwert von Mais enthält mehr Eiweiss und Stärke, jedoch weniger Fett als jener. Sie ist reich an Eisen, Kalium, Phosphor sowie den Vitaminen B1 und B3.
Katzengras
Katzengrasmischungen setzen sich aus Gersten- und Sorghumhirsekörner zusammen.
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